Mit dem direkten Kontakt zwischen Unternehmen, Mitarbeitern und Kandidaten ist es gerade schwierig. Stattdessen läuft alles remote auf Distanz ab. Bei der Monster Insights Online Konferenz hält „Gelassenheits-Guru“ Frank Behrendt dazu einen Impulsvortrag. Sein Thema: „Home-Office, Haltung und Herz“. Behrendt zeigt, wie Unternehmen den Connect zu ihren Teams auch im virtuellen Umfeld nicht verlieren. Uns gab er im Interview vorab erste spannende Einblicke.
Das Interview führte Sonja Dietz
Viele Arbeitnehmer dürften sich am Anfang der Pandemie gefreut haben, mehr im Homeoffice arbeiten zu können. Inzwischen bestätigen viele Umfragen, dass erste Ermüdungserscheinungen unter Arbeitnehmern eintreten und viele sich wünschen, wieder stärker im Büro zu arbeiten. Ist damit der Traum vom Homeoffice geplatzt?
Der Traum ist nicht geplatzt, aber er hat sich verändert. Das neue Wunschbild ist ein flexibles Arbeiten. Je nach individueller Lebenssituation oder spezifischen Projekten kann Homeoffice künftig stärker genutzt werden. Aber es sollte parallel auch wieder mehr reale Begegnungen im Büro, mehr direkten Austausch, mehr spontane Ideen und Meetings und auch mehr Spaß geben. Die Zukunft gehört einem Mix mit dem Besten aus beiden Welten. Wer den ermöglichen kann als Arbeitgeber, wird zufriedene MitarbeiterInnen erhalten, die gerne einen hervorragenden Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten – im Homeoffice genauso, wie im Büro.
Was können Führungskräfte tun, damit Remote-Work nicht auf Dauer zu einem Gefühl der Isolation führt? Haben Sie Geheimtipps, um den Teamgeist zu stärken?
Remote-Work führt naturgemäß zu mehr Distanz. Die hohe Kunst ist es, diese zu durchbrechen und auch auf digitalen Kanälen mehr Nähe zu ermöglichen. Dazu gibt es ganz verschiedene Wege. Zum Beispiel, genügend virtuelle Formate einzurichten, bei denen es mal nicht um die klassischen Job-To-dos geht. Es sollte gelingen, den Plausch an der Kaffeemaschine auch virtuell nacherlebbar zu machen. Zum Beispiel durch kleine direkte Formate wie den 15-Minuten-Kaffeeplausch von Führungskraft und MitarbeiterIn. Da kann man auch mal über Privates, Fußball oder die Lieblingsserie auf Netflix quatschen bei einem Kaffee von Homeoffice zu Homeoffice. Sofort ist exklusive Nähe und Aufmerksamkeit da, die in den Calls mit größeren Gruppen oft verloren geht.
Sie haben bestimmt aber noch weitere Ideen in petto, oder?
Für den Spirit finde ich „Mitarbeiter-Lotto“ ganz witzig. Während der Arbeitszeit bekommen immer zwei zugeloste Personen einen Slot, in dem sie sich persönlich besser kennenlernen können. Aufgabe: Erfragt spannende Dinge, die für uns alle im Team nützlich sein können. In den nächsten Teammeetings werden dann als Opening immer besondere Skills von KollegInnen vorgestellt. So in etwa: „Ich habe über Martin gelernt, dass er zwei Jahre in Lissabon gelebt hat und perfekt portugiesisch spricht. Wenn also mal ein netter Übersetzer für Kunden aus Portugal gebraucht wird….“ Oder: „Ich habe von Maria erfahren, dass sie in ihrer Freizeit Comics zeichnet. Wenn also mal jemand witzige Illustrationen für Präsentationen braucht, sie malt gerne…“
Super, erzählen Sie gerne weiter…!
Bewährt hat sich zudem die Zusendung von Surprise-Paketen nach Hause, die gemeinsam im Remote-Meeting geöffnet werden. Da können mal lustige Brillen oder Tröten drin sein, oder ein Energy-Drink, eine Lakritzschlange oder handgemachte Kekse. Das gemeinsame Aufsetzen und Verzehren sorgt für Spaß und Zusammengehörigkeit. Wichtig ist es, kreativ zu sein und zu versuchen, Dinge digital abzubilden, die man im realen Büroleben neben der klassischen Arbeit auch gerne machen würde: Miteinander reden, Zeit zusammen verbringen und Spaß haben.
DIE MONSTER INSIGHTS ONLINE KONFERENZ
Mit immer weniger Möglichkeiten der persönlichen Ansprache und dem direkten Kontakt zwischen Unternehmen, Mitarbeitern und Kandidat:innen kommt es vermehrt darauf an, dass Wertvorstellungen, Kultur und die gegenseitigen Ansprüche perfekt „matchen“. Wir zeigen Ihnen bei der Monster Insights Online Konferenz, wie Sie den #restart2021 schaffen und den Connect zu Ihren Zielgruppen wieder herstellen.
Warum ist es so wichtig, die Teams im Homeoffice mental zusammenzuhalten – welche Auswirkungen kann es haben, wenn das nicht geschieht?
Motivation ist ein ganz elementarer Wert, um gute Arbeitsergebnisse zu schaffen. Das gegenseitige Inspirieren, Motivieren und Helfen sorgt für einen Kick, der Dinge besser macht. Wer uninspiriert alleine vor sich hinarbeitet, wird nie die Performance bringen, die er in einer Atmosphäre des Miteinanders erzielen kann. Zudem ist eine mentale Verbindung wichtig, um der Vereinsamung entgegenzuwirken, die zu einer Entfremdung vom Arbeitgeber und damit auch zu einer möglichen Kündigung führen kann. Wer keine Verbindung zu einer Gemeinschaft mehr spürt, hat keinen Hafen mehr, da wächst die Bereitschaft, zum nächsten Arbeitgeber weiter zu segeln.
Nicht nur der Teamspririt muss im Homeoffice stimmen – auch die fachliche Kommunikation und die Informationsweitergabe dürfen im Homeoffice nicht leiden, richtig?
Absolut! Da müssen Strukturen her, Routinen und klare Spielregeln, die für kontinuierliche Information sorgen. Kurze Update-Calls, Voice-Mails, digitale Summaries, das Pflegen von lebenden Dokumenten. Zum Glück gibt es hier viele hilfreiche technische Tools die dafür sorgen, dass Wissen einfach zu teilen ist und Informationen nicht verloren gehen, wenn sich alle an die vereinbarten Regeln halten.
Noch ein kurzer Blick in die Glaskugel: Wird das Homeoffice bleiben und wenn ja – in welcher Form wird es in die neue Arbeitswelt integriert werden?
Natürlich wird das Homeoffice bleiben. Die positiven Aspekte wird kein Arbeitnehmer freiwillig wieder hergeben. Allerdings wird dann die Option, aus freien Stücken im Homeoffice arbeiten zu können, im Fokus stehen und nicht, es – krisenbedingt – zwanghaft zu müssen. Es wird in Zukunft auch mehr Möglichkeiten geben, Arbeitsorte und Zeiten individueller festzulegen. Die künftigen flexiblen Lösungen werden für einen besseren Fit mit den persönlichen Lebensentwürfen sorgen. Die Frage „Wie oft möchtest du im Homeoffice arbeiten?“ wird bei künftigen Personalgesprächen normal werden. Arbeitgeber, die mit ihrer Flexibilität ihre MitarbeiterInnen in verschiedenen Lebensphasen variabel begleiten können, werden die Gewinner beim Recruiting und bei der MitarbeiterInnen-Bindung sein.
Wenn Arbeitnehmer wieder ins Büro zurückkehren – auf welche neuen Bürowelten können sie sich freuen?
Das kommt immer sehr auf den Arbeitgeber an, aber viele werden künftig weniger Bürofläche zur Verfügung stellen oder sie anders nutzen. Das Büro wird weniger klassischer Arbeitsort zur Erledigung von Standard-Schreibtischarbeit sein, sondern mehr Inspirations-, Meeting- und Kreativcenter werden.
Wie kann man sich das genau vorstellen?
Die Zeiten, in denen es an jedem Tag immer den gleichen Schreibtisch im gleichen Raum mit den gleichen NachbarInnen im Office gibt, werden vorbei sein. Auch da wird es flexibler, freie Plätze werden bedarfsgerecht verteilt. Künftig sitzt man, wenn man im Büro ist, öfter woanders und mit anderen Leuten zusammen. Ich finde das großartig, denn es erweitert den Horizont. Die kontinuierliche Abwechslung sorgt für Spannung, wird für einen dynamischen Teamspirit sorgen, in dem die Gruppe sich besser kennenlernt und es weniger Grüppchen und Clübchen gibt. Da die zukünftige Arbeitswelt genauso wie unser gesamtes Leben unter dem Motto „Lebenslanges Lernen“ stehen wird, ist das die beste Schule, die man besuchen kann: Neue Menschen und Perspektiven bereichern jeden und jeden Tag.
Na, wenn das keine schönen Aussichten sind! Herr Behrendt, wir bedanken uns herzlich für das inspirierende Interview!
Frank Behrendt…
…. verbrachte seine Kindheit in Brasilien. Nach seiner Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule in München startete er bei Henkel seine Karriere. Es folgten Stationen bei Stein Promotions, Universal Music und RTL. Anschließend wurde er CEO der PR-Agentur KetchumPleon. 2011 wechselte er als Vorstand zu fischerAppelt. Seit 2017 ist er als Senior Advisor bei der Agenturgruppe Serviceplan tätig. Frank Behrendt wurde mit seinen „10 ernsthaften Ratschlägen, wie man lockerer durchs (Berufs)Leben kommt“ auch außerhalb der Kommunikationsbranche bekannt.
Das Handelsblatt bezeichnete ihn als den „Guru der Gelassenheit“. Sein erstes Buch „Liebe dein Leben und NICHT deinen Job“ stürmte direkt nach Erscheinen die Bestsellerlisten. Sein zweites Buch trägt den Titel „Die Winnetou-Strategie“ und beschreibt, wie moderne Führungskräfte sein sollten. Sein drittes Buch hat er gemeinsam mit dem Psychologen Dr. Bertold Ulsamer geschrieben. Es heißt: „Von Kindern lernen“ und zeigt auf, wie uns kindliche Perspektiven gelassener, glücklicher und erfolgreicher machen. 2017 wurde Frank Behrendt von der Deutschen Public Relations Gesellschaft (DPRG) als „PR-Kopf des Jahres“ ausgezeichnet. Frank Behrendt schreibt diverse Kolumnen, hat mit „FreitagsFranky“ einen eigenen Podcast und ist ein gefragter Speaker. Er lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Köln.