Über 90 Prozent der Unternehmen denken, dass Mobile Recruiting immer wichtiger wird, und die Hälfte der Kandidaten hat schon heute alle Bewerbungsunterlagen mobil verfügbar: So das Ergebnis der Studie „Recruiting Trends 2018“ des Centre of Human Resources Information Systems (CHRIS) der Universitäten Bamberg und Erlangen-Nürnberg und des Karriereportals Monster. Das klingt, als wäre die mobile Bewerbung bereits ein voller Erfolg. Die Studie deckt jedoch auch auf, wo noch Nachholbedarf herrscht und wo dringend nachgebessert werden muss.
Mobile Recruiting: Nicht nur Millennials sind mobil unterwegs
Wir wachen auf mit unserer Lieblingsmusik und dem Geruch von Kaffee – gesteuert durch smarte Geräte. Am Frühstückstisch bestellen wir online ein Buch, das noch am selben Tag geliefert wird. Auf dem Weg zur Arbeit checken wir Mails und auf dem Heimweg wird uns per Push-Benachrichtigung ein Traum-Job angeboten. Noch schnell in der U-Bahn die Bewerbung abschicken – und Daumen drücken.
„Wer denkt, dass das nur die Beschreibung des Alltags eines sogenannten Millennials ist, der irrt“, erläutert Marc Irmisch-Petit, Vice President General Manager bei Monster. Mittlerweile ist der Großteil der Deutschen mobil im Internet unterwegs. Smartphones und Tablets gehören zum Alltag und werden im Durchschnitt über 75-mal täglich entsperrt.
Das wissen sowohl die Personalabteilungen der Unternehmen, die für die Studie „Recruiting Trends 2018“ befragt wurden, als auch die Kandidaten: Denn 55,3 Prozent – und damit 15 Prozent mehr als im Vorjahr – stellen alle benötigten Daten mobil zur Verfügung, um sich jederzeit direkt bewerben zu können und 42,2 Prozent suchen unterwegs auf dem Smartphone nach offenen Stellen – das sind mehr als doppelt so viele wie 2014. Diese möchten verständlicherweise zwischen Stellensuche und Bewerbung nicht das Endgerät wechseln müssen, weil keine mobile Bewerbung möglich ist. Frauen sind dabei noch ein Stück „mobiler“ als Männer und suchen häufiger übers Smartphone oder Tablet nach Jobs. Die Zeichen der Zeit stehen also auf Mobile Recruiting – der Personalbeschaffung via Smartphone.
Mobile Personalbeschaffung: Die Richtung stimmt, aber es geht nicht schnell genug
Die Studienreihe zeigt, dass Kandidaten und Unternehmen dem Thema Mobile Recruiting gegenüber durchaus positiv eingestellt sind. Zudem bestätigen 21,1 Prozent der Top-1.000-Unternehmen, dass sich bereits heute Kandidaten verstärkt über mobile Endgeräte bei ihnen bewerben, bei den befragten IT-Unternehmen wird diese Entwicklung sogar von 36,7 Prozent bemerkt.
Wie sieht das Recruiting der Zukunft aus? Professor Sven Laumer, Co-Autor der Studie Recruting Trends 2018 gibt einen Ausblick.
„Es geht in die richtige Richtung“, stellt Studienleiter Professor Tim Weitzel von der Universität Bamberg fest und fügt hinzu: „aber es geht nicht schnell genug. Das mobile Zeitalter bringt eine gewisse Ungeduld mit sich. Wer innerhalb von Stunden eine frische Lebensmittellieferung bekommt, der wartet nur ungern zwei Wochen auf eine Rückmeldung zu seiner Bewerbung.“ Drei Viertel der Kandidaten wünscht sich deshalb die Möglichkeit der Bewerbung per App, in der auch dieser Vorgang nachvollziehbar ist.
Doch die wenigsten Unternehmen erfüllen diesen Wunsch, der Großteil bietet nicht mal Apps zur Stellensuche oder Bewerbung an, sondern greift auf die Angebote von Stellenbörsen zurück. „Mit der neuen Monster App bieten wir den Kandidaten die Möglichkeit, sich in nur drei Schritten für ihren Traumjob zu bewerben und gleichzeitig haben Unternehmen die Chance, die Kandidaten mobil via App zu erreichen“, so Marc Irmisch-Petit von Monster.
Mobile Recruiting: Da geht noch mehr
Über 40 Prozent der Unternehmen bewerten das Verhältnis von Aufwand zu Ertrag bei Mobile Recruiting als positiv, aber sie sehen auch Herausforderungen ausgesetzt: Im Fokus stehen die zusätzlichen Kosten (50,7 Prozent) und der technische Aufwand (58 Prozent). Für sechs von zehn Kandidaten sind zudem die mangelhafte Benutzerfreundlichkeit von Bewerbungstools am Smartphone ein Kritikthema.
Mit der mobilen Darstellung der Karriere-Webseiten und Stellenanzeigen sind sie dagegen Jahr für Jahr zufriedener. Nachholbedarf gegenüber den IT-Firmen haben die Top-1.000-Unternehmen bei der Webseitenoptimierung, denn 71,2 Prozent bieten kein Stellenmarketing per Push-Nachricht an – in der IT sind das nur 46,4 Prozent. Ähnlich sieht es bei der Funktion „Überprüfung des Bewerbungsstatus“ aus: 71,6 Prozent der Top-1.000-Unternehmen vs. 50 Prozent der IT-Unternehmen bieten diesen Service nicht an. Gleichzeitig bestätigt mehr als die Hälfte der Unternehmen, dass sich Mobile Recruiting positiv auf die Rekrutierung auswirkt, was zeigt: Arbeitgeber sollten sich den Herausforderungen stellen, um die daraus resultierenden Chancen nutzen zu können.
Zurück in die Zukunft
Wie wird es mit dem Mobile Recruiting weitergehen? Professor Tim Weitzel und sein Team haben es per SWOT-Analyse herausgefunden. Die folgenden Themen müssen seitens der Unternehmen zukünftig verstärkt in der Personalstrategie umgesetzt werden:
- Mobile Optimierung der Webseiten zur Stellensuche, Möglichkeit zur Bewerbung über mobile Endgeräte
- Anbieten von unternehmenseigenen Bewerbungs-Apps oder Nutzung von Apps anderer Anbieter
- Prüfung, Kommunikation und Behebung von Datensicherheitsproblemen bei der Nutzung von mobilen Endgeräten
„Unternehmen sollten diese Punkte verbessern und das Mobile Recruiting als eines der wichtigsten Projekte der Zukunft im Personalwesen betrachten“, ist sich Marc Irmisch-Petit sicher. „Nur so werden sie im Recruiting auf lange Sicht wettbewerbsfähig bleiben und die besten Mitarbeiter für ihre offenen Stellen finden.“