PersonalSpitzen: Sprechen Sie auch schon Personalerisch?

In unserer Monster-Glosse „PersonalSpitzen“ lüftet unsere spitzzüngige Kolumnistin Francoise Hauser das Geheinmnis, was hinter Fachbegriffen wie Benefits, Benchmarking oder  Incentives steckt, die dem Personalervolk inzwischen  flüssig über die Lippen gehen. Ihre Erkenntnis: Wörtlich genommen ist die Sprache des HR manchmal näher an der Wahrheit, als die tatsächliche Übersetzung. Aber lesen Sie selbst! 

 
Benefits

Kleine Gebäckstückchen, die Mitarbeitern zu besonderen Gelegenheiten (Firmenjubiläen etc.) gereicht werden. Die Legende, es handle sich dabei um finanzielle Anreize, hat schon manch einen erfolgreichen Bewerber unglücklich gemacht.

Benchmarking
Die Unart vieler Angestellter, auf den Bänken und Stühlen der Kantine kleine Kerben oder Graffiti zu hinterlassen. Benchmarking kann ein Kündigungsgrund sein!

Arbeitsverweigerung
Weigert sich ein Unternehmen, einen geeigneten Bewerber einzustellen, dann handelt es sich um eine Arbeitsverweigerung. Leider wird dies von staatlicher Seite nicht geahndet.

Brainstorming
Lassen Sie sich von Team- oder Seminarleitern nicht ins Bockshorn jagen: Mit Medikamenten ist das Brainstorming heutzutage leicht in den Griff zu kriegen.

Coaching
Der Begriff leitet sich vom englisch “Coach” = Bus ab. Sollte Ihnen ein Arbeitgeber professionelles Coaching versprechen, werden Sie fortan mit einem Firmenbus von zuhause abgeholt, wobei der Chauffeur eine vollwertige Ausbildung zum Busfahrer vorweisen kann.

Betriebsverfassung
Oft wird dieser Begriff irrtümlich als Gesamtheit der Vorschriften verstanden, die die Mitbestimmung der Belegschaft regelt. De facto handelt es sich jedoch um den Allgemeinzustand des Unternehmens. Ist die Betriebsverfassung schlecht, kommt es oft zu Kündigungswellen.

Employer Branding
Eine Unsitte aus den USA, die auch in Deutschland immer mehr Opfer findet. Beim Employer Branding wird den Angestellten mit einem heißen Eisen das Firmenlogo auf dem nackten Hintern gebrannt, um die Kündigungsschwelle zu erhöhen. Vor dem Employer Branding sollten Sie unbedingt den Betriebsrat konsultieren.

Incentives
Stammt vom Begriff “Incense” ab und bezeichnet eine morgendliche Andacht mit Räucherstäbchen vor dem Abbild des Firmenchefs.

Arbeitnehmer-Haftung
Wie sicher sitzen Sie auf Ihrem Stuhl? Je nachdem, wie leicht man wieder von seinem Arbeitsplatz zu entfernen ist, desto geringer ist die Haftung.

Jobrotation
Im Klardeutschen auch als Stressfaktor bezeichnet. Je nachdem wie lange es dauert bis sie am Arbeitsplatz rotieren, spricht man von einem hohen oder niedrigen Jobrotationsfaktor.

Balanced Scorecard
Ist das Unternehmen erst von diesem Virus befallen, ist eine Heilung nur noch in seltenen Fällen möglich. Personaler mit Balanced Scorecard erkennt man an ihren Oberkörperschwankungen und der zwanghaften Beschäftigung mit Steuerungsgrößen, Sollwerten und Kennzahlen.

Personalabrechnung
Findet einmal im Jahr statt. Ungezogene Mitarbeiter werden dann in die Führungsetage zitiert und zurechtgestutzt.

Selbstrekrutierung
Sie tritt ein, wenn besonders verzweifelte Langzeitarbeitslose nachts in einem großen Unternehmen einbrechen, um sich selbst einen Arbeitsvertrag auszustellen und mit diesem eine fiktive neue Stelle anzutreten. Diese Methode erfordert starke Nerven, kann aber in großen Firmen mit Matrixorganisation durchaus von Erfolg gekrönt sein, da hier oft die rechte Hand nicht weiß was die linke tut. Konservative Personaler meinen mit “Selbstrekrutierung” hier und da auch die Methode, Führungskräfte aus den eigenen Reihen zu rekrutieren. Diese Bedeutung ist aber längst nicht so interessant und nimmt daher ab.

Ruhendes Arbeitsverhältnis
Tritt ein, wenn zirka 30 Jahre Betriebszugehörigkeit erreicht sind und der Angestellte nur noch gegen Zahlung von Unsummen gekündigt werden kann. Ruhende Arbeitsverhältnisse erkennt man auch ohne Akteneinsicht morgens am Croissant-Tüten-Geraschel und der schamlos zur Schau getragenen Lektüre von Tageszeitungen am Arbeitsplatz. Beamte erreichen diesen Status unter Umständen etwas früher. Teils werden dem ruhenden Arbeitnehmer neue Kräfte zur Seite gestellt, die dann für zwei arbeiten müssen.

Ruhegelddynamisierung
Eine Androhung von Massenkündigungen, die unter Umständen auch langjähriges Arbeitnehmer-Urgestein bedrohen, kann eine Dynamisierung bewirken, die eine Doppelbesetzung von ruhendem und aktivem Arbeitsverhältnis wieder überflüssig macht.

Verbandstarif
Die Frage, ob ein Arbeitnehmer nach einer Verletzung am Arbeitsplatz seinen Verband selbst bezahlen muss und wie hoch der Preis genau ist, oder ob der Arbeitgeber das Erste-Hilfe-Material stellt. Diese Frage sollte vor allem bei gefährlichen Arbeitsstellen unbedingt mit dem Angestellten geklärt werden, bevor der Ernstfall eintritt!

Françoise Hauser
hat Sinologie, Geographie und Angewandte Sprachwissenschaft studiert und schreibt als freie Journalistin seit vielen Jahren regelmäßig für diverse Magazine und Zeitungen sowie zahlreiche Fach- und Reisezeitschriften. Zudem ist sie regelmäßig als Dozentin für journalistische und interkulturelle Themen tätig, u.a. an der Donau Universität Krems, Österreich, der Burda Journalistenschule, und hat verschiedene Studienbriefe für die AKAD Hochschule und das Journalistenkolleg Berlin verfasst.Unter http://www.bewerberwahnsinn.de ist sie im Netz zu erreichen.