Im März steht die Veröffentlichung der jährlichen Studie „Recruiting Trends“ der Universität Bamberg in Kooperation mit Monster auf dem Programm. Im Interview gibt Marc Irmisch-Petit, Vice President & General Manager bei Monster, erste Einblicke, was die Besucher beim Symposium am Donnerstag, 16. März 2017, im Hilton „The Squaire“ am Frankfurter Airport erwartet. Bei dem hochkarätig besetzten HR-Get-Together wird Studienleiter Professor Tim Weitzel die Recruiting Trends offiziell vorstellen. „Es wird spannend!“, sagt Irmisch-Petit. In unserem Interview hat es dem CEO von Monster vor allem das Thema „Frauen in der IT“ angetan.
Marc, der Fachkräftemangel ist auch in diesem Jahr wieder eines der beherrschenden Themen in den Recruiting Trends. Vor allem der IT Sektor ächzte und stöhnte in den letzten Jahren unter zu viel Arbeit, die auf zu wenige Schultern verteilt werden konnte. Hat sich hier etwas Grundlegendes verändert?
Der Fachkräftemangel in IT-Berufen gehört inzwischen klar zu den Standardthemen in Wirtschaft und Politik. Unsere Studien zeigen seit 15 Jahren unverändert große Probleme von Unternehmen auf, offene IT-Stellen zu besetzen. Das ist auch 2017 noch der Fall. Und die Situation könnte sich zuspitzen, wenn Arbeitgeber eine in diesem Bereich stark unterrepräsentierte Gruppe weiterhin nicht für sich begeistern können.
Du meinst weibliche Fachkräfte?
Ja, in IT-Berufen arbeiten gerade einmal 15 Prozent Frauen. Damit nehmen sich Unternehmen nicht nur die Chance auf Arbeitskräfte, sondern auch auf andere Denkansätze. Die Ergebnisse des repräsentativen Personalpanels des Instituts für Wirtschaft in Köln haben bereits vor drei Jahren gezeigt, dass mehr Vielfalt in Unternehmen auch ein Plus an Kreatitvität bedeutet.
Das ist ja auch zwingend logisch: Jede andere Form von Sozialisation bringt einen anderen Blickwinkel in Denkprozesse. Und so entstehen im Zusammenspiel Ideen, die sonst wohlmöglich nicht angedacht worden wären. Wobei in der IW-Studie Vielfalft nicht allein auf Frauen, sondern auch auf die Beschäftigung anderer Minderheiten wie Menschen mit Handicap, Migrationshintergrund und Angehörige der Generation 40 Plus bezogen war.
Um die Zahlen der Studie dennoch einmal zu bemühen: Arbeitgeber, die auf kulturelle Vielfalt in ihrer Belegschaft setzen, bringen dieser zufolge mit 69 Prozent deutlich häufiger neue oder verbesserte Produkte in den Markt, als Wettbewerber, bei denen das Thema in der Personalpolitik kaum eine Rolle spielt (48 Prozent). Was zeigen die Recruiting Trends dazu auf?
Unsere Studien belegen konsequenterweise schon seit ein paar Jahren, dass insbesondere in der IT zum Beispiel die Rekrutierung von mehr Frauen einer der wichtigsten Ansätze wäre, um die allgegenwärtigen Besetzbarkeitsprobleme zu mindern. In diesem Jahr haben wir uns diesen Aspekt als Themenschwerpunkt herausgepickt. Wir gehen darin auf die Unterrepräsentation von Frauen in IT-Berufen aus Sicht der Unternehmen und der IT-Fachfrauen selbst ein, benennen Ursachen und warten mit Maßnahmen auf, um mehr Frauen für IT-Positionen zu begeistern.
Spannend! Dann mal los! Was geben die Zahlen her?
Ins Detail kann ich natürlich nicht gehen. Das ist Studienleiter Professor Tim Weitzel bei unserem jährlichen Symposium vorbehalten. Aber der ein oder andere Fakt sollte Unternehmen nachdenklich stimmen.
Zum Beispiel?
Zunächst sind viele Vorurteile über den Zusammenhang zwischen Geschlecht und „IT“ in den letzten Jahren weitgehend verschwunden. Längst sind technische Berufe und Studiengänge keine reine Männersache mehr. Auch der Gedanke, dass Frauen nicht technikaffin seien, ist Schnee von gestern.
Das sind schon mal gute Nachrichten!
Unbestritten. Weniger gut ist allerdings, dass Frauen noch immer seltener Informatik studieren. Ein Blick in die IT-Abteilungen vieler Unternehmen zeigt nicht einmal ein Zehntel Frauen. Und: Bei IT-Unternehmen ist der kleinste Prozentteil aller Bewerber für IT-Positionen weiblich.
Welche Einblicke liefern die Recruiting Trends über die Ursachen?
Die Studie benennt vielfältige Gründe. Die Arbeitgeber selbst sind der Meinung, dass zum Beispiel das deutsche Schulsystem Frauen zu wenig mit IT in Kontakt bringt. Tatsächlich sehen auch viele Frauen das Problem darin, dass Berührungspunkte aufgrund frühkindlicher oder gesellschaftlicher Prägung fehlen. Bewerberinnen beklagen aber auch, dass Unternehmen zu wenig tun, um sie langfristig an den Tätigkeitsbereich zu binden.
Ein immer wieder diskutierter Punkt ist zum Beispiel das Thema Work-Life-Balance. Sicherlich ist das gerade für Frauen nach wie vor ein großes Thema, weil sie sich stärker um die Betreuung des Nachwuchses kümmern. Aber hier hakt es!
Ja, fast alle der befragten Arbeitnehmerinnen aus der IT beurteilen die Work-Life-Balance als wichtig. Viele IT-Expertinnen würden sogar Einbußen im Gehalt hinnehmen, wenn sich dadurch ihre Work-Life-Balance verbessern würde.
Die gute Nachricht ist aber: Immer mehr Unternehmen ergreifen Maßnahmen, damit Frauen auf IT-Bereiche aufmerksam werden und sich auf IT-Positionen bewerben.
Das stimmt zweifellos. Aber es besteht noch Luft nach oben. Zu den am meisten umgesetzten Maßnahmen gehören die Teilnahme an Programmen zur Nachwuchsförderung, die Kommunikation von Angeboten zur Verbesserung der Work-Life-Balance, die Präsentation eigener Mitarbeiterinnen als Vorbilder und Angebote von Unterstützungsprogrammen für neue Mitarbeiterinnen.
Auch der Bewerbungsprozess hat sich verändert!
In vielen Bereichen sind Prozesse inzwischen so ausgelegt, dass sie ein gerechtes Bewerbungsverfahren ermöglichen. Etwa durch die geschlechtsneutrale Formulierung von Stellenanzeigen, die Anonymisierung von Bewerbungen oder dem Aufbau eines Talent-Pools mit Fokus auf Frauen.
Allerdings hat so manche IT’lerin den Eindruck, dass Unternehmen nur zu Imagezwecken kommunizieren, dass Frauen willkommen sind. Das zeigt: Hier muss für ein stärkeres Vertrauen geworben werden. Das können Arbeitgeber nur erreichen, wenn sie auch zu 100 Prozent zu ihrem Wort stehen. Viele tun das sicher auch. Aber was über Jahrzehnte versäumt wurde, lässt sich nicht in ein paar Jahren richten. Es braucht also auch eine gehörige Portion Geduld – auf beiden Seiten.
Marc Irmisch-Petit leitet seit Sommer 2015 als Vice President General Manager die Geschäftsaktivitäten der Monster Worldwide Deutschland GmbH sowie der Monster Worldwide Austria GmbH und der Monster Switzerland AG. Er kam im November 2013 als Director Sales Germany zu Monster und übernahm die Verantwortung für den deutschen Vertrieb.
Irmisch-Petit begann seine berufliche Laufbahn nach einem Abschluss als Bachelor of Business Administration 1995 bei Hewlett Packard. Nach seinem Wechsel zur Microsoft Deutschland GmbH, betreute er dort zwischen 1998 und 2010 Positionen im Key Account, im Sales Management, als Senior Sales Unit Manager und abschließend als Director Distribution Business für zwölf Länder. Danach verantwortete er zwischen 2010 und 2013 als Vice President den Bereich Small & Medium Enterprise and SoHo bei Telefónica Germany.
Besonders wichtig sind für ihn die technologischen Entwicklungen in der HR-Branche sowie ein klarer Fokus auf die Kandidaten.