Am Donnerstag, 21. März 2019, stellt MONSTER bei seinem jährlichen Symposium für Personalverantwortliche die Ergebnisse der Studie „Recruiting Trends 2019“ vor. Das Motto des Begleitprogramms lautet in diesem Jahr „Digitalisierung versus Human First“. In Workshops, Keynotes und Gesprächen teilen Experten aus der Wirtschaft zu diesem Thema ihr Wissen. Mit dabei: Professor Nicolas Burkhardt. Er spricht zum Thema “Clash of Culture – wo digital HR verändert“. Im Interview liefert er erste Einblicke.
Das Interview führte Sonja Dietz
MONSTER: Die Veränderungen der Arbeitswelt im Zuge der Digitalisierung sind einschneidend. Das hat auch Auswirkungen auf HR. Welche altgedienten Instrumente im Recruiting werden bald ausgemustert und wie müssten sich die Unternehmen insgesamt verändern?
Professor Nicolas Burkhardt: Wir haben erst kürzlich unser Buch GoodJob fertiggestellt, in dem wir genau diese Veränderungen einer VUCA Welt eingehender untersucht haben. Uns ging es in der Publikation darum, zu analysieren, welche HR-Werkzeuge der aktuellen Arbeitswelt inzwischen vielleicht zu stumpf geworden sind, um zum Beispiel im War for Talents erfolgreich zu sein.
MONSTER: Was konnten Sie dabei feststellen?
Professor Nicolas Burkhardt: Ein verblüffendes Muster: im Kontext von New Work wenden viele Konzerne derzeit klassische Reflexe für vermeintlich neue Lösungen an. Sie wissen schon: Kickertische, Open Spaces, Hot Desking usw. Die wirklich innovativen Ansätze gelingen aber nach Reflexion statt nach Reflex und erlauben sich dabei selbst „weit aus der Box zu denken“. Und tatsächlich gibt es für die HR Welt eigentlich undenkbare Lösungen, die bei wahren Vorreitern bereits zum Erfolg geführt haben. Stellen Sie sich doch zum Beispiel mal ein Recruiting ohne Lebenslauf vor.
MONSTER: Gibt es den einen Masterplan für die digitale Zukunft des Recruitings oder muss jedes Unternehmen seine eigene Strategie entwickeln?
Professor Nicolas Burkhardt: Ich halte grundsätzlich nicht viel von Masterplänen oder vermeintlichen Erfolgsmuster-Mantras. Wenn ich im Internet lese: „Mit diesen 10. Schritten zum Erfolg in xyz“, kann ich mir bereits sicher sein, dass es so höchstwahrscheinlich nicht funktionieren wird. Tatsächlich gehört zum Erfolg in der digitalen Zukunft doch auch, eben nicht alles auf Teufel-komm-raus zu digitalisieren. Vielmehr gilt es zunächst eine sinnvolle Strategie zu formulieren und vor allem konkrete Zielvorstellungen – nach erfolgter Restriktionsanalyse – zu erarbeiten. Nur dann gelingt es auch „unique“ zu sein und damit am Markt zu bestehen.
WANN: DONNERSTAG, 21. MÄRZ 2019
BEGINN: 10:00 Uhr
WO: KAP EUROPA
Kongresshaus der Messe Frankfurt
Osloer Str. 5
60327 Frankfurt am Main
MONSTER: Welche neuen – digitalen – Instrumente kommen im Recruiting hinzu und wie werden sie den Alltag von Recruitern verändern?
Professor Nicolas Burkhardt: Ich denke das ist eine wunderbare Frage, die ich gerne in meiner Keynote mit Leben und konkreten Beispielen füllen werde. Nur so viel: hinter der recht simplen Kette „Talentidentifikation“, „Mustererkennung“ und „Recruiting“ kann viel mehr Innovation stehen, als bei der üblich verdächtigen Vorgehensweise.
MONSTER: Was halten Sie von der These „Roboter statt Recruiter”: Braucht es HR künftig noch? Immerhin wählen Abteilungen oder Teams schon heute neue Kollegen aus, Mitarbeiter bestimmen über ihre Karriere oder verwalten ihre HR-Prozesse selbst. Bleibt da noch eine Nische für HR-Professionals?
Professor Nicolas Burkhardt: Das sind ja gleich drei Fragen auf einmal. Sagen wir mal so: da ich beim Symposium eher die Seite der Digitalisierung vertrete, sollte man wohl meinen, hier ein klares „Ja – Roboter statt Recruiter“ hören zu müssen. Allerdings bin ich der Ansicht, dass wir auch an der Stelle differenzierter schauen sollten. Wir haben aus dem Buch GoodJob so viel Analysematerial, das bestätigt, dass auch zukünftig der Einsatz von HR Professionals unumgänglich sein wird. Meinem Wunsch nach wird der Roboter in HR niemals ein vollständiges Substitut. Wohl aber ein willkommenes und sinnvolles Komplementär.
MONSTER: Welche neuen Fähigkeiten müssen Recruiter der Zukunft mitbringen?
Professor Nicolas Burkhardt: Naja, sie müssen sich als Intermediäre verstehen. Als Diplomaten. Als echte Business Partner. HR ist zukünftig noch viel mehr das Bindeglied zwischen wirtschaftlichem Kontext und interner Struktur. Überlegen Sie nur mal in welchen Zeiten wir leben. Zeiten, in denen oftmals nur noch transformatives Wachstum zukünftigen Erfolg garantieren kann. Und wie – wenn nicht unterstützt durch HR – sollten solche Transformationen im organisationalen Kontext wohl gelingen? Sowohl auf Individual- als auch auf Systemebene…
MONSTER: Wir können Unternehmen ihre HR Business Partner auf die schöne neue Welt des Recruitings vorbereiten?
Professor Nicolas Burkhardt: Ich denke, das Zauberwort hier ist Agilität. „Agile HR“ sollte Freiheiten haben, sich auszuprobieren und eben auch innovative Wege und Methoden wählen können. Weniger Verwalter und viel mehr zum Gestalter werden. Wir haben das vielfach in unserer HR Garage ausprobiert – mit verblüffendem Erfolg. Und dann heißt es natürlich lernen, lernen, lernen. Und zwar vielfältig und über den Tellerrand hinaus. Ein starres Blicken in den Werkzeugkasten der letzten Jahrzehnte wird zukünftig nicht mehr ausreichen. IT- und Innovation-Grundlagen, Change und Emotional Intelligence Kompetenz, Visualisierungstraining: alles Elemente die dabei helfen können, sich auf das HR Management Next Level vorzubereiten.
Professor Nicolas Burkhardt…seine akademische Ausbildung absolvierte er in Deutschland, Island und der Schweiz sowie im renommierten MBA-Programm der Henley Business School in UK. Er hält Abschlüsse in Kommunikation, Medien, Finanzökonomie und General Management. Während seiner langjährigen Tätigkeit in der Industrie verantwortete er internationale Transformations- und Innovationsprojekte in der Konzernwelt und wurde u. a. mit dem Preis für „Digitale Transformation“ des Landes NRW ausgezeichnet. Seine Professur befasste sich mit Innovation, Change und Leadership im Mittelstand. Dieser Dreiklang setzt auch die Leitlinien in seinem Beratungsunternehmen Kopfspringer. Nicolas Burkhardt ist u. a. Gründer der HR Garage sowie zahlreicher Corporate Start-ups.