Im Netz kursiert derzeit eine Liste mit Unternehmen, die ihre Mitarbeiter während des Lockdowns im Homeoffice arbeiten lassen. Eine Twitter-Nutzerin hat diese erstellt und mit dem Aufruf „Macht die Büros zu“ geteilt. Der Post ging schnell viral. Monster gehört zu den Unternehmen, die auf dieser Positivliste gelandet sind. Wir haben dazu mit unseren Personalerinnen Sabrina Wagner und Kerstin Woll gesprochen.
Das Interview führte Sonja Dietz
#MachtBuerosZu – unter diesem Hashtag trendet derzeit auf Twitter ein Tweet, dem eine Positivliste anhängt. Darauf sind Unternehmen zu finden, die ihre Mitarbeiter im Homeoffice arbeiten lassen. Monster ist auch drauf. Und die Liste wächst und wächst…
Sabrina Wagner: Zum Glück tut sie das. Leider bieten noch zu wenige Arbeitgeber ihren Mitarbeitern an, zuhause zu arbeiten. Oft heißt es, es sei aus organisatorischen Gründen nicht möglich. Die Liste zeigt aber: Es ist doch möglich und gibt viele positive Beispiele aus verschiedenen Branchen an. Das lässt bei Zweiflern hoffentlich die Vorbehalte gegenüber Homeoffice schwinden.
Ein häufiger Vorbehalt gegenüber Homeoffice ist, dass die Produktivität leidet und sich Mitarbeiter abgeschnitten fühlen. Könnt Ihr das bestätigen?
Kerstin Woll: Natürlich ist die gegenwärtige Situation im Lockdown für alle Mitarbeiter eine Herausforderung. Daran gibt es nichts zu beschönigen. Dass aber das Engagement oder die Motivation der Mitarbeiter und damit die Produktivität leiden würden, das können wir so nicht bestätigen. Im Gegenteil. Wir führen regelmäßige Mitarbeiterumfragen durch – in der Coronazeit sogar in höherer Frequenz als üblich. Laut dieser haben sich die Engagement-Werte über die Coronazeit sogar verbessert, weil das Unternehmen seine Mitarbeiter nicht allein lässt.
Das ist ja spannend! Wie sorgt ihr denn in dieser außergewöhnlichen Situation für ein solches Motivationsplus?
Sabrina Wagner: Also, zunächst einmal gab es nie eine Grundsatzdiskussion, ob wir Homeoffice ermöglichen oder nicht. Unsere Mitarbeiter waren bereits vor dem ersten Lockdown mit Laptop und Smartphone ausgestattet und konnten mit Tag eins des Shutdowns direkt von zuhause arbeiten. Das war für uns selbstverständlich, um unsere Teams vor dem Virus zu schützen und hat bei vielen Mitarbeitern das Vertrauen in das Unternehmen gestärkt, dass Gesundheit und Wohlbefinden an erster Stelle stehen.
Und wie muss man sich das nun vorstellen? Sitzen alle Mitarbeiter über ihren Laptop gebeugt am heimischen Küchentisch, absolvieren Video-Meetings und erledigen ihre Aufgaben?
Kerstin Woll: Nein, zumindest hoffen wir das nicht, denn das wäre nicht gut für den Rücken. Unsere Mitarbeiter konnten sich Maus, Tastatur und Bildschirm aus dem Büro mitnehmen. Bei Bedarf auch ihren Büro-Stuhl. Es besteht sogar die Möglichkeit, den ganzen Schreibtisch mit nach Hause zu nehmen – allerdings muss das vorangemeldet werden. Es ist uns sehr wichtig, unseren Kollegen möglichst ergonomisches Arbeiten zu ermöglichen. Am Küchentisch kann man vielleicht mal vorübergehend seine To do’s erledigen, aber nicht auf Dauer. Deshalb war uns daran gelegen, unseren unseren Kollegen zumindest zu ermöglichen, zuhause einen Arbeitsplatz einzurichten, verstehen aber, dass so ein riesiger Schreibtisch nicht in alle Wohnungen passt.
Das ist ein Argument! Aber nicht nur für die körperliche, sondern auch für die psychische Gesundheit ist gesorgt, oder?
Sabrina Wagner: Also, bevor wir auf die Psyche unserer Mitarbeiter eingehen, möchte ich noch ganz kurz einwerfen, dass wir neben Stuhl, Tisch, Maus und Tastatur noch mehr für das körperliche Wohlbefinden unserer Kollegen tun. Unsere wunderbare Kollegin Maren Hallin aus dem Marketing-Team bietet zum Beispiel Online-Yoga an. Aber du hast schon Recht: Wir achten auch ansonsten sehr darauf, dass zuhause niemand einsam vor seinem Laptop verkümmert. Dafür hat das Unternehmen – und auch die Mitarbeiter selbst – verschiedene Online-Formate ins Leben gerufen, bei denen wir uns immer wieder sehen und uns miteinander vernetzen. Das klappt richtig gut.
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Als da wäre…?
Kerstin Woll: Naja, es gibt weiterhin regelmäßige wöchentliche Team-Meetings, wir nennen sie Huddles. Unsere agilen Teams haben außerdem ihre klassischen Daily Stand Up Meetings beibehalten, bei denen täglich innerhalb einer viertel Stunde besprochen wird: Wo stehen wir? Welche Herausforderungen gibt es? Wie können wir sie lösen? Aber auch in vielen anderen Teams gibt’s inzwischen tägliche Kurzmeetings per Video, um zu klären, wie es jedem geht und wie er mit der Situation klarkommt. Und dann gibt es da noch unser weekly Huddle mit allen Mitarbeitern unserer deutschen Standorte. Hier gibt die Geschäftsleitung einen Überblick, wo wir stehen und beantwortet offene Fragen.
Sabrina Wagner: Außerdem verabreden sich unsere Mitarbeiter auch zum Digi-Lunch am Computer oder trinken zwischendurch mal ein virtuelles Käffchen zusammen. Es gibt außerdem eine globale Teamsgruppe, in der sich arbeitende Eltern austauschen können und Tipps für eine bessere Vereinbarkeit von Homeoffice, Homekindergartening und/oder Homeschooling gegeben. Und natürlich steht bei allen Anliegen und Fragen auch unsere HR-Tür immer offen. Also, virtuell versteht sich.
Moment mal, wie funktioniert das jetzt wieder?
Kerstin Woll: Ganz einfach. Es gibt einen Teams-Raum, der zu bestimmten Zeiten geöffnet ist. Die Kollegen können unangekündigt eintreten und sich mit uns austauschen. Unterm Strich haben wir nach zehn Monaten, die wir uns jetzt alle im Homeoffice befinden, die Erfahrung gemacht, dass alles insgesamt besser funktioniert als gedacht. Der Monster-Spirit ist in all dieser Zeit nicht verloren gegangen.
Auch unter arbeitenden Eltern nicht, die ja, wie Ihr ja eben schon kurz angemerkt habt, besonders betroffen sind?
Sabrina Wagner: Wir tun alles, um diese Mitarbeitergruppe zu entlasten. Wir bieten flexible Arbeitszeiten an, die Mitarbeiter können vor- und nacharbeiten, kurzfristig und sehr unbürokratisch Stunden reduzieren und wieder aufstocken. Familie steht immer an erster Stelle.
Kerstin Woll: Auf Wunsch stellen wir auch Laptops fürs Homeschooling zur Verfügung. Und wer nach einer Kinderbetreuung sucht, erhält einen Premium-Account einer Betreuungsplattform. Wir haben außerdem zwei Care Days eingeführt, das sind Urlaubstage, die man relativ flexibel einsetzen kann, wenn die Dinge mal anbrennen. Diese zusätzliche Auszeit gibt es aber nicht nur für arbeitende Eltern, sondern für alle.
Hört sich ja fast so an, als würde es Monster in der virtuellen Welt ganz gut gefallen. Bleibt Ihr dort und werdet zum virtuellen Unternehmen?
Sabrina Wagner: Nein, bestimmt nicht. Wir alle freuen uns, bald wieder face-to-face miteinander zu arbeiten. Zumal wir ab Sommer unser neues Gebäude in Eschborn beziehen. Hier werden wir das Shared-Desk-Prinzip einführen und eine neue Ära in der Zusammenarbeit einläuten. Homeoffice wird es auch weiterhin geben, aber dann wird es sicherlich nicht mehr so ausgeprägt genutzt werden wie jetzt. Aber das ist ein Thema, zu dem wir in ein paar Monaten sehr gerne wieder ein Interview geben, sobald sich alles eingespielt hat.
Sabrina, Kerstin! Vielen Dank für die spannenden Einblicke.