Lockdown: Die Jungen optimieren sich selbst, die Alten entspannen

Home-Office im Realitätscheck

Sport treiben, eine neue Sprache lernen, eine berufliche Weiterbildung absolvieren oder noch mehr Arbeit als zuvor – was hat Deutschland im Lockdown gemacht? Wir haben nachgefragt.

Lockdown bedeutet nicht zwangsläufig mehr Zeit

Lockdown, das bedeutete für fast jeden dritten Deutschen: Zeit, um zuhause eine neue Sprache zu lernen, sich beruflich weiterzubilden, das Haus zu renovieren oder endlich wieder Sport zu treiben.

Sei es nun körperliche Aktivitäten, ein neues Hobby, eine neue Sprache oder etwas Ähnliches: Immerhin 22 Prozent der Befragten gaben an, etwas für sich privat getan zu haben.  Für sie war der Lockdown eine Zeit der persönlichen Selbstoptimierung. Aber auch berufliche Weiterbildung war für die Deutschen ein Thema – zumindest sechs Prozent haben sich intensiv um sich selbst gekümmert und fachlich ein Schippchen draufgelegt.

Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage von Monster Deutschland und YouGov*. Doch längst nicht alle Befragten hatten mehr Zeit als im normalen Alltag. Für 13 Prozent war an Selbstoptimierung nicht zu denken: Sie waren während des Lockdowns beruflich noch stärker eingespannt als zuvor.

Die junge Generation der Selbstoptimierer

Unterschiede im Drang zur Selbstoptimierung gab es vor allem zwischen den Generationen. Der überwiegende Teil der Generation 55+ hat im Prinzip weitergemacht wie zuvor. Je älter die Befragten, desto geringer die Zahl derer, die sich mit Laufschuhen oder eLearning die Zeit vertrieben haben.

Im Gegenteil dazu haben überdurchschnittlich viele junge Deutsche die Zeit genutzt, um sich selbst weiterzuentwickeln. 36 Prozent haben etwas für sich privat getan und immerhin neun Prozent haben den Lockdown für eine fachliche Weiterbildung genutzt. Am wichtigsten war das Thema Weiterbildung dabei für die 25- bis 34-Jährigen (elf Prozent). Die wenigste Zeit für Selbstoptimierung hatten die Befragten zwischen 35 und 44: Von ihnen waren fast 20 Prozent im Beruf deutlich mehr gefordert.

Für wen war der Lockdown eine besonders harte Prüfung?

„Es ist nicht verwunderlich, dass die Befragten zwischen Mitte 30 und Mitte 40 sich am wenigsten Zeit für Onlinekurse und zusätzliche Sporteinheiten genommen haben: Mit Job, einem oder mehreren Kindern zuhause und vielleicht zusätzlich pflegebedürftigen Angehörigen, war der Lockdown für diese Gruppe teilweise eine besonders harte Prüfung“, erklärt Dr. Katrin Luzar, Senior Director Marketing bei Monster. „Besonders Eltern mussten viele Bälle gleichzeitig in der Luft halten: Zusätzlich zur eigentlichen Berufstätigkeit gab es schnell noch einen Lehrer-, Fahrservice-, Projektmanager- und Logistikspezialisten-Job oben drauf.“

Bundesländer im Lockdown-Vergleich

Einen interessanten Zusammenhang gibt es zwischen dem Wohnort der Befragten und dem Hang zur Selbstoptimierung. So lassen die Zahlen** folgende Interpretation zu: Bremen setzt mit 11 Prozent am stärksten auf berufliche Weiterbildung. In Berlin und Bayern haben sich die Befragten eher auf sich konzentriert.

27 Prozent der Berliner und 25 Prozent der Bayern haben etwas für sich privat getan. Beruflich noch stärker eingespannt waren mit 20 Prozent die Befragten in Brandenburg. Wenig populär war das Thema Selbstoptimierung in Sachsen-Anhalt: 68 Prozent der Befragten haben während des Lockdowns nichts Besonderes gemacht.

*Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH, an der 2.052 Personen zwischen dem 18.09.2020 und 21.09.2020 teilnahmen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18Jahren.
** Die Zahl der Befragten liegt teilweise unter 100.