Employee Centricity: Die Mitarbeitenden im Rampenlicht
von Christina Pichlmaier
In Zeiten von Fachkräftemangel buhlen viele Unternehmen um qualifizierte Mitarbeiter:innen. Das Gehalt war lange Zeit ein überzeugender Grund für Jobsuchende, sich für das eine und gegen das andere Unternehmen zu entscheiden. Das Blatt hat sich jedoch mittlerweile gewendet. Geld allein macht Arbeitnehmer:innen also nicht mehr glücklich. Das Arbeitsklima und der faire Umgang miteinander fallen oftmals mehr ins Gewicht.
Ein wirkungsvoller Ansatzpunkt, um diesen Anforderungen gerecht zu werden, ist Employee Centricity. Das bedeutet, dass Mitarbeiter:innen im Mittelpunkt des Unternehmens stehen. Im folgenden Artikel geben wir Ihnen Aufschluss darüber, was es mit diesem Ansatz genau auf sich hat, welcher Nutzen sich dabei ergibt und wie Sie diese Strategie umsetzen können.
Was ist Employee Centricity?
Wenn die Mitarbeiter:innen im Mittelpunkt eines Unternehmens stehen, nennt man das Employee Centricity. So weit, so gut. Mit etwas Englischkenntnissen kann man sich dies herleiten. Es erklärt jedoch nicht, was genau dabei geschieht und wozu dies überhaupt Anwendung findet.
Es handelt sich dabei um eine Herangehensweise an Mitarbeiter- und Unternehmensführung, die der Mitarbeiterschaft eine, wenn nicht vielmehr die zentrale Rolle, im Unternehmen zuschreibt. Es geht primär darum, den Bedürfnissen der Beschäftigten oberste Priorität einzuräumen. Durch diese Strategie schaffen Sie ein Umfeld, durch das sich wirtschaftlicher Erfolg als Konsequenz ergibt.
Welche Vorteile und welchen Nutzen bietet Employee Centricity?
Sollte nicht anstelle der Mitarbeiter:innen eher der Kunde im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen? Also vielmehr Customer Centricity? Immerhin verdienen Sie mit Kund:innen Ihr Geld. Sicherlich ein gültiger Einwand.
Allerdings schließt das eine das andere nicht aus. Eine auf Mitarbeiter:innen ausgerichtete Unternehmensphilosophie bietet auf der einen Seite natürlich besondere Vorteile für die Arbeitnehmenden. Aus ihrer Sicht ergeben sich folgende Wirkungen:
- Anerkennung und Wertschätzung seitens des Arbeitgebenden
- Motivation für die Arbeit
- Jobsicherheit
- Positive Effekte auf die Gesundheit
Dass diese Aspekte sich fördernd auf die Leistung auswirken, dürfte kaum überraschen. Ebenso wenig überraschend ist, dass sich dabei das Arbeitsklima im gesamten Team positiv entwickelt. Damit steigt auch langfristig die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Teamgeist und die Zusammenarbeit der einzelnen Beschäftigten oder gar zwischen Abteilungen intensiviert.
Aus Unternehmenssicht sind mindestens ebenso viele Vorteile erkennbar. Gelingt Ihnen, Ihr Team in den Mittelpunkt des Arbeitsalltags zu rücken, dann können Sie daraus einen wertvollen Nutzen ziehen:
- Gesteigerte Produktivität
- Guter Kundenservice
- Starke Mitarbeiterbindung
- Anziehung guter Fachkräfte
Aus motivierten und wertgeschätzten Mitarbeiter:innen entsteht also ein produktives Arbeitsklima. Employee Centricity wirkt sich auf diese Weise langfristig positiv auf Ihre Kundenbeziehungen aus: Der Ausgangspunkt ist zwar nicht Customer Centricity, aber der Fokus auf den Kunden entsteht praktisch als Konsequenz aus einem zufriedenen Team.
Wie fördern Sie Employee Centricity im Unternehmen?
Bevor Sie sich in die Anwendung dieser Führungsstrategie stürzen, sollten Sie erst einmal einen genauen Blick auf Ihr Unternehmen, Ihre Abteilung und Ihr Team werfen. Ohne eine Analyse der Ausgangssituation können Sie kaum gezielte Maßnahmen entwickeln, geschweige denn einsetzen. Womöglich ergibt die Analyse sogar, dass Sie bereits viel Gutes für Ihr Team tun und leichte Anpassungen schon ausreichen. Auf einige Gesichtspunkte können Sie besonders achten:
1. Verantwortung und Selbstständigkeit
Gestehen Sie Ihren Mitarbeiter:innen mehr eigenverantwortliches Arbeiten zu. Diese Selbstständigkeit motiviert, zeigt Wertschätzung und erkennt deutlich die fachlichen Fähigkeiten des Beschäftigten an. Sie gehen also in die entgegengesetzte Richtung vom Mikromanagement und entlasten sich gleichzeitig selbst.
2. Freiheiten einräumen
Ähnlich dem Aspekt Verantwortung und Selbstständigkeit kann sich der Fokus auf die Mitarbeitenden und damit deren Wertschätzung auch in der Arbeitsform äußern. In dem Sie verschiedene Arbeitsmodelle ermöglichen, können Sie passende Kandidat:innen anziehen und bestehende Mitarbeiter:innen stark motivieren.
Dazu gehören flexible Arbeitszeiten, beispielsweise Gleitzeit, Vertrauens- oder Jahresarbeitszeit sowie hybrides Arbeiten und die Option auf Arbeit im Home Office. Diese Möglichkeiten kommen insbesondere Teammitgliedern mit Kindern, Alleinerziehenden und wiedereinsteigenden Mitarbeiter:innen nach der Elternzeit sehr entgegen. Aber gerade auch Jobsuchende der jüngeren Generationen setzen auf ausgewogene Work-Life-Balance.
3. Feedbackkultur
Indem Sie eine bidirektionale, offene Feedbackkultur in Ihrer Abteilung oder in Ihrem Unternehmen etablieren, erzielen Sie diverse positive Effekte. Das Feedback von Vorgesetzten an Mitarbeitende ist eine klassische Methode der Teamführung.
Wenn Beschäftigte nun aber die Möglichkeit erhalten, Kritik, Ideen oder Verbesserungsvorschläge äußern zu können, ohne mit Repressalien, Abwertung oder sonstigen Nachteilen rechnen zu müssen, fördern Sie das Vertrauen in die Leitung und damit Wertschätzung und Motivation. Der Effekt wird noch erhöht, wenn Sie vorgetragene Aspekte tatsächlich umsetzen oder verbessern.
4. Arbeitsqualität erkennen
Wertschätzung ist ein nicht zu vernachlässigender Motivator für Ihr Team. Wichtig ist also, gute Arbeit im ersten Schritt zu erkennen und im zweiten Schritt diese Erkenntnis auch mitzuteilen. Nehmen Sie hohe Arbeitsqualität nicht als Selbstverständlichkeit hin, sondern äußern Sie unbedingt Ihre Zufriedenheit darüber offen.
Dies kann über Auszeichnungen geschehen, beispielsweise:
- Mitarbeiter:in des Monats küren
- Teammitglieder für ein besonders erfolgreiches Projekt auszeichnen
- einen herausragenden Teamplayer hervorheben
- wöchentlich oder monatlich einen bevorzugten Parkplatz verleihen
- Zuschüsse zum Fahrtticket gewähren
- persönliche Gespräche führen, in denen Sie Ihren Mitarbeiter:innen gegenüber deren Arbeitsqualität loben.
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