Führungstandems: Mit Doppelspitze zum Unternehmenserfolg
von Christina Pichlmaier
In Zeiten zunehmender Komplexität und Dynamik in Unternehmen kann es sinnvoll sein, Führungspositionen auszuweiten. Eine Möglichkeit ist die Besetzung von Führungstandems, um den Herausforderungen einer sich rasch verändernden Wirtschaftswelt gerecht werden zu können.
Doch was ist ein Führungstandem überhaupt? Und wie lässt sich bei diesem Konzept eine gemeinsame Definition von Tandemarbeit realisieren? Monster gibt Ihnen einen Überblick darüber, wie Tandempartner:innen zusammenarbeiten können, was für dieses Führungskonzept grundlegend ist und welche Vorteile sich daraus ergeben.
Tandemarbeit: Definition von Führungstandems
Ein Führungstandem bezeichnet die gleichberechtigte Führung einer Organisationseinheit oder eines Unternehmens durch zwei Personen. Die Tandempartner:innen teilen sich dabei zum einen die Führungsaufgaben und Führungsverantwortung. Zum anderen treffen sie gemeinsam und auf Augenhöhe Unternehmensentscheidungen.
Idealerweise ergänzen sich die jeweiligen Stärken und Kompetenzen der Führungskräfte im Tandem. So können beispielsweise Personen mit eher fachlichem Schwerpunkt und solche mit eher kaufmännischem Hintergrund zusammenarbeiten. Wichtig für ein erfolgreiches Führungstandem sind vor allem eine klare Rollenverteilung, regelmäßiger Austausch und gegenseitiges Vertrauen.
Ziel dieser Doppelführung ist es, die Vorteile zweier Köpfe zu nutzen und Nachteile der Alleinverantwortung zu vermeiden. Führungstandems existieren sowohl auf Vorstandsebene als auch im mittleren Management.
Formen von Führungstandems
Führungskräfte in Tandems arbeiten nicht schlichtweg parallel zueinander und “ziehen nicht einfach ihr Ding durch”. Das Konzept setzt vielmehr auf eine sinnvolle und effektive Kooperation untereinander. Im folgenden Abschnitt gehen wir auf einige Ausgestaltungen ein, die sich zielführend für Tandemarbeit nutzen lassen.
Top-Sharing
Beim Top-Sharing handelt es sich um ein Führungstandem, bei dem beide Partner:innen in Teilzeit arbeiten. De facto teilen sie sich also eine Führungsposition. Die Aufteilung der Arbeitszeit kann klassisch 50/50 oder beispielsweise auch 60/40 oder 70/30 sein. Jobsharing auf Führungsebene ermöglicht auf dieser Karrierestufe ebenso eine ausgewogene Work-Life-Balance.
Idealerweise sollte es beim Top-Sharing eine breite Überlappung von Kompetenzen und deutlich mehr Schnittstellen bei der Rollenverteilung geben als bei anderen Formen von Tandemarbeit: Die Führungskräfte übernehmen hierbei zum Großteil der Arbeitszeiten die alleinige Leitung. Um Kontinuität zu gewährleisten, eigenen sich für das Top-Sharing also tendenziell Tandempartner:innen, die sich durch ähnliche fachliche Kompetenzen auszeichnen.
Unterschiedliche Funktionen im Führungstandem
Die Aufgabenverteilung bei Tandemarbeit kann sich nach funktionalen Schwerpunkten richten. So kann beispielsweise eine der Führungskräfte das operative Geschäft sowie Vertrieb und Marketing übernehmen, während ihr Gegenstück für Strategie, Entwicklung und Finanzen verantwortlich ist.
Wie auch immer die Funktionen aufgeteilt werden, diese Konstellation ermöglicht den Tandempartner:innen Kernkompetenzen ins Auge zu fassen und weiterzuentwickeln. Die funktionale Aufgabenverteilung erfordert enge Abstimmung und eindeutige Schnittstellen, kann dadurch jedoch effizientes Management hervorbringen.
Expertise in verschiedenen Fachgebieten
Eine weitere Option bei der Besetzung einer Doppelspitze ist die aus Tandempartner:innen mit unterschiedlichen Fachgebieten. Dabei können die Führungskräfte effektiv Arbeitsteilung praktizieren und sich in fachlicher Hinsicht ergänzen. Gerade bei dieser Konstellation kommt ein Vorteil zum Tragen: Aufgrund verschiedener Fachkompetenzen besteht weniger Gefahr von Konflikten auf fachlicher Ebene.
Regionale oder internationale Führungstandems
Ein Führungstandem muss nicht zwangsläufig am selben Standort zum Einsatz kommen. Die beiden beteiligten Führungskräfte können sich auch in verschiedenen Regionen oder mitunter auch Ländern befinden, um nicht nur auf Remote Leadership setzen zu müssen.
Die Herausforderung bei dieser Ausgestaltung der Tandemarbeit ist die notwendige intensive Kommunikation über räumliche Distanz hinweg. Regelmäßiger Austausch per Telefon oder Videokonferenz ist eine wesentliche Grundlage für regionale oder internationale Führungstandems. Vorteil dieser Tandemsform ist die Präsenz vor Ort und Ansprechbarkeit für die Mitarbeitenden.
Gesichtspunkte für erfolgreiche Tandemarbeit: So gelingen Führungstandems
Eine gleichberechtigte Doppelspitze stellt besondere Anforderungen an die beteiligten Führungskräfte. Damit die leitende Zusammenarbeit gelingt, sollten ein paar wesentliche Voraussetzungen erfüllt sein, um produktive Tandemarbeit zu begünstigen.
- Kommunikation:
Das A und O für die Tandempartner:innen ist intensive, offene und regelmäßige Kommunikation. Durch täglichen Austausch und Abstimmung können Probleme frühzeitig aufgegriffen und Missverständnisse verhindert oder ausgeräumt werden. Zudem ist auch die Kommunikation nach außen von enormer Wichtigkeit. Gerade hier gilt für das Führungstandem, Geschlossenheit zu demonstrieren. - Vertrauen:
Vertrauen ist eine der wichtigsten Grundlagen für ein funktionierendes Führungstandem. Der Haken daran ist: Vertrauen lässt sich nicht befehlen oder verordnen. Es ist vielmehr das Ergebnis einer langfristigen Zusammenarbeit. Hieran wird deutlich, dass die Auswahl der Tandempartner:innen sehr sorgfältig und wohlüberlegt geschehen muss, um eine gute Ausgangsbasis zu schaffen. - Persönliche und fachliche Kompatibilität:
Die anvisierten Tandempartner:innen müssen in fachlicher Hinsicht zusammenpassen und sich ergänzen können. Nicht minder wichtig ist die Passung beider Führungskräfte auf der persönlichen Ebene, um den Aufbau der zuvor genannten Vertrauensbasis zu ermöglichen.
Beide Aspekte setzen voraus, dass das Führungstandem – letztlich wie auch Teams auf der Mitarbeiterebene –in der Teamarbeit zuhause sind. Konkurrenz (also ein gegeneinander arbeiten) innerhalb einer Doppelspitze kann sonst langfristig zum Misserfolg führen. - Gemeinsames Führungsbild:
Beide Tandempartner:innen müssen über ein deckungsgleiches oder zumindest sehr ähnliches Führungsverständnis verfügen, um im Arbeitsalltag am selben Strang ziehen zu können. Ohne übereinstimmende Vorstellungen und Werte hinsichtlich Leitung, Zusammenarbeit und Unternehmenskultur besteht die Gefahr von Reibungsverlusten und Unstimmigkeiten aufgrund von unterschiedlichen Führungsstilen. - Klare Aufgabenteilung:
Eine Bedingung für erfolgreiche Tandemarbeit ist eindeutige Aufgabenteilung. Dies ermöglicht nicht nur effiziente Führung, sondern sorgt auch dafür, Kompetenzkonflikte zu vermeiden. Auch an dieser Stelle greift die Wichtigkeit guter Kommunikation: Regelmäßige Reviews über die Aufgabenverteilung sowie die Abstimmung über Fortschritte und kommende Aufgaben sind für die Doppelspitze unabdingbar. - Genaue Planung der Doppelspitze:
Eine der wichtigsten Grundlagen für Führungstandems ist eine gute Planung. Sie dürfen nicht als spontane Notlösung fungieren, sondern vielmehr als gezielte Führungsstrategie zum Einsatz kommen. Auf diese Weise kann das Konzept seine volle Wirkung entfalten und zum Unternehmenserfolg beitragen.
Vorteile der Doppelspitze
Bereits die möglichen Ausgestaltungen der Doppelführung und eventuelle Kombinationen deuten diverse Vorzüge gegenüber traditionellen Formen von Leitungspositionen an. Werfen wir daher einen Blick auf die vorrangigen Vorteile von Führungstandems.
- Agilität der Unternehmensführung:
Ein vielfältig aufgestellter Führungsverbund kann die zunehmende Komplexität und Dynamik im Unternehmensalltag einfacher und nachhaltiger handhaben. - Verteilung von Einfluss:
Verteilt sich die Machtposition der Führungsrolle auf zwei Personen, ermöglicht dies gegenseitige Kontrolle, ein Ausbalancieren der Kompetenzen und vereinfachte Kurskorrekturen. - Ergänzung persönlicher Stärken:
Neben der fachlichen Kompetenz können sich im Führungstandem auch die persönlichen Kompetenzen ergänzen. Die Stärken des einen können die Schwächen des anderen kompensieren. - Diversifizierung der Führungsrolle:
Unterschiedliche Sichtweisen, Identitäten und Fähigkeiten ermöglichen ausgewogene Entscheidungen auf Führungsebene. Um Diversität und Komplementarität jedoch nachhaltig nutzen zu können, müssen sie strategisch gewollt implementiert werden, damit sich daraus keine Spannungsfelder entwickeln. - Mehrwert für Beteiligte:
Für die Führungskräfte bedeutet die Doppelspitze reduzierte Belastung und Verbesserung der Work-Life-Balance. Beide Partner:innen können sich im Tagesgeschäft unterstützen und die Verantwortungslast aufteilen. Umgekehrt profitieren die Mitarbeitenden von zwei Ansprechpartner:innen mit ergänzenden Stärken. - Intensivere Präsenz in alle Richtungen:
Die Doppelspitze ermöglicht nach innen und außen intensiver verfügbar zu sein. Das heißt, die Tandempartner:innen sind sowohl für Mitarbeitende und die Führung nach oben sowie für den Kundenstamm im Hinblick auf Feedback greifbarer als bei traditionellen Führungsstilen. Sie können sich zudem einfacher verschiedener Themenbereiche und regionaler Erfordernisse annehmen.
Aufbau eines Führungstandems? Mit Monster die passenden Kandidat:innen finden
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