PersonalSpitzen: TEAM Toll! Ein anderer macht’s!

Mit vereinten Kräften und Fähigkeiten lassen sich viele Projekte und Probleme leichter stemmen. Theoretisch…

Neben “Belastbarkeit” und “Flexibilität” ist “Teamfähigkeit” die wahrscheinlich am meisten verlangte und angepriesene Eigenschaft zugleich. Niemand wäre so verwegen, sich in den Bewerbungsunterlagen ehrlicherweise als nicht teamfähig zu bezeichnen, denn auf den ersten Blick ist Teamarbeit etwas rundum Tolles.

Synergien sind einfach wichtig

Sie gleicht die Schwächen des Einzelnen aus und bringt jede Menge Synergien. Und Synergien, das weiß jeder, der schon einmal einen Firmenschulung zu egal welchem Thema mitgemacht hat, sind wichtig: Was vor wenigen Jahren noch als Name für ein hippes Haarshampoo durchgegangen wäre, veredelt heute  die durch Zwänge diktierte Zusammenarbeit komplett unterschiedlicher Menschen (zum Beispiel, weil man ehrlich gesagt niemanden anderes hat) als erfolgreiches Modell.

Der Witz, die Abkürzung TEAM stünde für den Satz “Toll, Ein Anderer Macht‘s” ist zwar schon ziemlich abgehangen, aber dennoch oft wahr – vor allem dann, wenn die Zuständigkeiten im Team nicht ganz klar sind oder vom Team selbst verteilt werden.

Kick-off … lieber nicht allzu wörtlich nehmen, oder doch…!?!

Erschwerend kommt hinzu: Ein gewisses albernes Vokabular ist quasi ein Muss. So muss das erste Treffen der Mitglieder unbedingt “Kick-off Meeting” heißen (wobei sich die Initiatoren oft gar nicht bewusst sind, wie gerne viele Teammitglieder die Vokabel Kick-off gerne wortwörtlich nehmen und den einen oder anderen unliebsamen Kollegen wieder aus dem Team treten würden).

Vor allem aber kranken Teams daran, dass sich innerhalb weniger Tage eine klare Rollenverteilung herauskristallisiert, die sich aus noch unbekannten Gründen nicht umgehen lässt:

Der Anführer
Er kann reden, und wie! Er wurde mit dem Beamer-Zeiger in der Hand geboren,  könnte Kühlschränke am Nordpol verkaufen, wenn er denn der Arbeit zugetan wäre. Ist er aber nicht, deswegen kann er noch etwas sehr gut: Delegieren bis sein Schreibtisch blitzeblank ist. Logisch, dass er am Ende auch fast im Alleingang für alle Erfolge verantwortlich ist.

Der Enthusiast
“Mein erstes RICHTIGES Projekt!” Wow! Der Enthusiast hat gerade erst die ersten Stufen der Karriereleiter erklommen und bekommt noch ein wohliges Schaudern, wenn er auf ein Powerpoint-Symbol klicken darf. Anführer lieben Enthusiasten, denn sie erledigen klaglos alle Aufgaben und merken erst Wochen später, wenn man ihnen die Früchte ihrer Arbeit vorenthält.

Der Skeptiker
Er sitzt meist am Rande der Gruppe und stellt jede Methode und Verbesserung in Frage. Seine Diskussionsbeiträge beginnen grundsätzlich mit dem Satz “Das mag ja schön und gut sein, aber…” Eventuelle Änderungen lehnt er mit dem Lieblingseinwand “das haben wir aber schon immer so gemacht” ab.

Optisch kann man ihn an den demonstrativen Hände vor dem Bauch verschränken Händen, einem trotzigen Blick und Hosenträgern gut erkennen. Für den Fall, dass das Teamprojekt scheitert hat er natürlich schon eine vorformulierte “hab ich doch gleich gesagt”-Rede in der Tasche. Ein bisschen Aufmerksamkeit lässt den Skeptiker hier und da auftauen – wie ein rebellischer Teenager, der im Innersten doch nichts lieber möchte, als geliebt und anerkannt zu werden.

Der Verweigerer
Soll keiner sagen, Skeptiker könnten sich nicht noch fortentwickeln: Sie werden zu Verweigerern. Wozu sich überhaupt anstrengen? Es ist ja sowieso alles sinnlos, dabei hätte er so viel zu tun, schon das letzte Projekt zu diesem Thema sei ja schon sang- und klanglos versickert, und es soll keiner so tun, als hätte er das nicht schon von Anfang an gesagt…

Verweigerer sind weder mit Belohnung zu locken noch mit Strafen zu disziplinieren. Am besten positioniert man sie in der Nähe des Ausgangs und akustisch weit weg vom Mittelpunkt des Geschehens. Vor allem aber sollte man sie vom Enthusiasten fernhalten, will man dessen Arbeitsleistung nicht schmälern.

Der Verschwörungstheoretiker
Wetten, der Kollege aus der IT-Abteilung ist nur dabei, weil sowieso alles nach Indien ausgelagert werden soll? Verschwörungstheoretiker haben ein Händchen dafür, jede Unsicherheit in ein handfestes Gerücht zu verwandeln. Kündigungswellen und Umstrukturierungen sind dabei immer eine sichere Bank. Teamarbeit dient in ihren Augen grundsätzlich nur zum Wissenstransfer, der Teile des Teams überflüssig machen soll.

Die Stillen
Davon darf, ja muss es durchaus einige geben. Optisch und akustisch gehen sie unter – logisch, denn sie sind mit Arbeiten beschäftigt… Sicher ist: Schwätzer lieben Teams. Faule auch. Nur all jene, die letztlich die Arbeit auch erledigen müssen – am Ende nach Vorgaben, die von wortgewandteren aber nicht zwingend fachlich besseren Kollegen ausgearbeitet wurden – nur sie runzeln hier und da heimlich die Stirn. Nicht dass man am Ende als nicht teamfähig gilt…