Urlaub: Einfach mal (das Handy) abschalten

Wenn Führungskräfte verreisen, ist das oft ein Urlaub auf Stand-by: Jederzeit erreichbar, immer bereit, eine Entscheidung zu treffen. Sie müssen erst wieder lernen, sich zu entspannen.

Von Tatjana Krieger

Kennen sie das: In den Ferien unterbrechen Sie regelmäßig das Abendessen mit Ihrer Familie, um im Hotelzimmer heimlich „Börse vor acht“ zu schauen? Im Bali-Urlaub schleichen sie jede Nacht mit Ihrem Handy auf die Terrasse, weil im Büro gerade der Feierabend anbricht und sie wissen wollen, was tagsüber so los war? Dann sind Sie wahrscheinlich Manager und haben ein Problem: Sie können nicht richtig abschalten.

Management in Badehosen

Der (schwache) Trost: Sie sind nicht allein. 58 Prozent aller Führungskräfte, so das Ergebnis einer Umfrage, welche die Krankenkasse DEK gemeinsam mit dem Berufsverband „Die Führungskräfte-DFK“ Anfang 2013 durchführen ließ, sind auch im Urlaub erreichbar. Jederzeit kann also eine SMS, eineE-Mail oder ein Anruf den Blutdruck nach oben jagen und dafür sorgen, dass auch ein Manager in Badehose ein Manager im Hochleistungsmodus und Alarmzustand bleibt.

Das liegt auch daran, dass die meisten Arbeitnehmer – und da sind die Chefs keine Ausnahme  – ihr Handy privat und beruflich nutzen und auch auf Reisen nicht darauf verzichten wollen. Nicht gut jedenfalls, wenn man sich daran erinnert, dass der Urlaub dazu dient, die Arbeitskraft zu erhalten oder wiederherzustellen.

Die Versuchung ist überall

Dabei ist es eigentlich ganz einfach: Abschalten im Urlaub gelingt in erster Linie – genau! – indem man  abschaltet: seinen RSS-Feed, seine Anrufweiterleitung, am besten das ganze Smartphone oder Tablet. Dummerweise boykottiert der technische Fortschritt die guten Vorsätze. Kostenloses, schnelles WLAN ist immer noch ein Werbeargument. In guten Hotels sind die Gäste auch am Pool und am Strand online. Und so kann man noch mit den Füßen im Wasser, während man mit der einen Hand die Sonnenmilch verteilt, mit der anderen Hand Präsentationen sichten und E-Mails weiterleiten. Wenn man also nicht in das Kloster eines Bettelordens oder in den Dschungel von Borneo geflüchtet ist, gibt es kein Entkommen – es sei denn, man findet den Ausschaltknopf.

Ohne Regeln geht es nicht

Dass es Managern so schwer fällt, einfach mal nicht erreichbar zu sein, liegt auch daran, dass es meist keine verbindlichen Vereinbarungen mit dem Arbeitgeber gibt. Weil die Erreichbarkeit nicht klar geregelt ist, nehmen Führungskräfte an, es werde von Ihnen erwartet, 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche ansprechbar zu bleiben. Wer diesen Dauerstress – und zwar nicht nur im Urlaub, auch am Feierabend und an Wochenenden – beenden möchte, sollte deshalb klare Regeln ausmachen. Eine gute Gelegenheit übrigens, seinen Mitarbeitern die gleiche Klarheit zu gönnen.

Vor dem Urlaub: Abwesenheit vorbereiten

Gut geplant ist halb erholt: Die Auszeit vorbereiten heißt nicht, vor Urlaubsantritt 16-Stunden-Schichten zu schieben, damit der Schreibtisch leer und alles abgearbeitet ist. Benennen Sie stattdessen einen Stellvertreter, den Sie ausführlich briefen und inhaltlich auf den Stand der laufenden Aufgaben bringen. Definieren Sie gemeinsam mit ihm, wie weit sein Entscheidungsspielraum reichen soll, in welchen Fällen er den nächsthöheren Vorgesetzten um Rat fragen oder das Thema als Notfall behandeln soll.

Für einzelne Projektgruppen, die Sie leiten, können Sie jeweils unterschiedliche Ansprechpartner als Vertretung auswählen. Diese Information geht ein paar Tage vor Ihrer Abreise als E-Mail raus an Teammitglieder, Kollegen, wichtige Kunden und Geschäftspartner – und zwar gemeinsam mit dem Angebot wichtige Dinge zuvor noch zu klären. Außerdem steht der Kontakt Ihrer Vertretung in der Abwesenheitsnotiz ihres E-Mail-Kontos. Die Weiterleitung können Sie sich damit sparen.

Legen Sie fest, dass Sie nur in echten Notfällen per SMS erreichbar sind. Wenn Sie auf Ihre Kontrollanrufe nicht verzichten wollen, treffen Sie Verabredungen, wann und wie oft Sie sich melden. In Ausnahmen kann man auch vereinbaren, dass man jeden Tag für eine kurze Zeit erreichbar ist – etwa eine halbe Stunde nach dem Frühstück. Außerhalb dieser Zeit bleiben Sie offline. Stellen Sie sicher, dass sie während des Urlaubs nur mit Ihrem Stellvertreter kommunizieren. Dieser – und nur dieser – sammelt und filtert offene Fragen und leitet die wichtigen Themen an Sie weiter.

Während des Urlaubs: Mehr ist mehr

Für die meisten Menschen sieht ein perfekter Urlaubstag so aus: Lange schlafen, auf den letzten Drücker den Frühstücksraum aufsuchen, gerade noch rechtzeitig bevor das Buffet abgeräumt wird. Dann die Zeit bis zu den nächsten Mahlzeiten in der Sonne dösend vertrödeln. Weil Sie als Manager im Alltag aber keine Zeit für Sport haben und als Büroarbeiter ohnehin zu einem Wohlstandsbauch neigen, machen Sie das ganz anders.

Endlich ein gutes Buch zu lesen, ist ein hehrer Vorsatz und soll gerne umgesetzt werden. Noch besser ist allerdings, aktiv zu bleiben: Füttern Sie Ihren Geist mit neuen Eindrücken, besuchen Sie Ausgrabungsstätten, Berg- und Fischerdörfer, Ausstellungen oder Architektursensationen, Machen Sie einen Kochkurs oder nehmen Sie an einer geführten Exkursion teil. Machen Sie außerdem Sport, das hat zwei Vorteile: Wer ein Fahrrad über Stock und Stein lenkt oder das Segel eines Surfbretts unter Kontrolle bringt, kann nicht gleichzeitig online gehen. Außerdem erfordert Sport eine starke Fokussierung – man hat schlicht keine Zeit, an den Job zu denken.

Haben Sie schon Entzugserscheinungen und fangen an zu zittern, wenn Sie an die oben aufgezählten Maßnahmen denken? Dann sind Sie definitiv urlaubsreif. Gute Erholung!