Augmented Reality: Arbeiten wir bald auf dem Holo Deck?

Sind wir näher dran an den Visionen von Star Trek als wir dachten? Die Anwendungen der Augmented Reality (AR) lassen zum Beispiel 3D Elemente im Raum erscheinen. Wir fragten Zukunftsforscher Oliver Leisse, wie lange es noch dauert, bis wir alle im Holo Deck arbeiten.

Das Interview führte Sonja Dietz

Augmented Reality – ist es denkbar, dass diese Anwendungen auch in der Bürowelt der Zukunft eine Rolle spielen?
Ja, ganz sicher wird die Augmented Reality (AR) und auch die Virtual Reality (VR) eine sehr große Rolle spielen – übrigens in fast allen Bereichen des Lebens. Insbesondere bei der Bildung kann Augmented Reality helfen – der Dino wird im Klassenzimmer erscheinen, die Medizinstudenten werden im Modell des menschlichen Körpers herumspazieren. Spiele werden reale neue Welten erschaffen, in denen man mit persönlichen virtuellen Trainern Sport machen kann oder Meditation in einem tibetanischen Kloster erlernen kann. Ein großer Treiber werden die durch AR und VR möglichen Erlebnisse sein – warum auf ein Cabrio sparen, wenn man mit Hilfe einer Brille für einen Moment in einem virtuellen Ferrari durch Monaco cruisen kann?

Was spricht dafür, dass sich AR und VR auch im Büroumfeld durchsetzen?
Dafür: Wir können unsere Effizienz extrem steigern. Effizienzsteigerung ist zur Zeit einer der ganz großen Treiber mehrerer Trends. Zeit sparen, weniger Reisen müssen. Mit eigenen Augen sehen. Schneller entscheiden können. Das bedeutet: Zeit haben für all die Dinge, die wir noch vorhaben und natürlich Eigenzeit für uns selbst. Das ist das Ziel. Dagegen spricht: In der ersten Phase dieser Technik müssen wir klobige Brillen tragen und uns erst einmal an diese Art der neuen Realität gewöhnen. Es zeigt sich in Tests, dass sich beim Einsatz von AR oder VR Brillen schnell Schwindelgefühl einstellen kann. Das werden viele Arbeitnehmer ablehnen. Bei der Generation Z und Y wird die Akzeptanz logischerweise viel höher sein als bei den Generationen X oder den Baby Boomern.

Wo könnten die Anwendungen konkret eingesetzt werden?
Konferenzen können die miefigen Konferenzräume endlich verlassen. Mit einer AR Brille können die Teilnehmer sich an virtuell eingeblendeten Orten treffen – am Strand oder schwebend in der Eiger Nordwand. Alles ist möglich und sicher ist die Chance, frische und kreative Ideen zu generieren in einem inspirierenden Umfeld größer als in den bekannten und mit vielen oft auch schlechten Erinnerungen behafteten Bürowänden. Zulieferer können virtuell überprüft werden – zum Beispiel wie die Arbeitsbedingungen bei Zulieferern wirklich sind. Qualitätskontrolle ist auf einem ganz andern Level möglich. Neue Services sind denkbar. Kunden, die bei der Implementierung des Gekauften Hilfe benötigen. Ob Installation der Stereoanlage oder Anlegen eines Druckverbands – Virtuelle Kollegen können vor Ort eingesetzt werden.

Könnte es die Zusammenarbeit virtueller Teams erleichtern? Wie?
Den Freelancern und Projektteams gehört die Zukunft, wie wir in unseren eigenen Studien sehen können. Dennoch braucht man ein Lagerfeuer, an dem die Jäger nach getaner Jagd zum Austausch zusammen kommen und die Jagd Strategien beraten. Das ist mit AR und VR ohne Probleme möglich.

Wie sieht es in punkto Datenschutz aus? Welche Weichen müssen gestellt werden?
Das ist Aufgabe der Politik und Gesetzgebung. Ich bin nicht sicher, ob es überhaupt schon verbindliche Regeln für den Einsatz dieser Technik gibt. Das wird nicht leicht, hier eine einvernehmliche Regelung herbei zu führen. Muss der Arbeitnehmer für AR Arbeit anders honoriert werden? Wie lange kann man den Einsatz der Technik dem Einzelnen zumuten?

Welche Herausforderungen kommen in diesem Zusammenhang auf Personaler zu?
Unser Leben wird durch die Brille gesehen noch ein wenig transparenter. Recruiter und Kandidat können sich zu Spaziergängen in virtuellen Welten treffen – ohne, dass Reisekosten entstehen. Im Extremfall kann der Recruiter den Kandidaten bei seiner Arbeit beobachten und überprüfen, ob die offerierten Skills des Bewerbers der Realität entsprechen. Im Gegenzug kann der Kandidat seine zukünftigen Kollegen virtuell kontaktieren und sich ein eigenes Bild von seinem zukünftigen Arbeitsplatz machen.