Design Thinking: Mit ungebändigter Kreativität zu nutzerorientierten Innovationen
von Christina Pichlmaier
Im Zeitalter rasanter Innovationen und disruptiver Geschäftsmodelle gewinnt agiles und nutzerfokussiertes Arbeiten immer mehr an Bedeutung. Design Thinking hat sich in den letzten Jahren als vielversprechende Methode etabliert, um kreative Lösungen für komplexe Herausforderungen zu entwickeln.
Bei diesem innovativen Ansatz stehen die Bedürfnisse der Nutzer konsequent im Mittelpunkt. In interdisziplinären Teams werden in einem stufenweisen Prozess Ideen und Konzepte entwickelt, rasch prototypisch umgesetzt und in Feedbackschleifen optimiert: Statt endloser Meetings setzt Design Thinking auf Learning by Doing. Mit diesem Fokus auf Machbarkeit und Kundenmehrwert können völlig neue Produkterfahrungen und Services entstehen, die sich am Markt erfolgreich durchsetzen.
Doch wie gelingt die Umsetzung im Unternehmenskontext? Und was ist Design Thinking genau? Monster zeigt Ihnen in diesem Artikel Design-Thinking-Methoden auf und erläutert die wichtigsten Schritte in einem solchen Prozess.
Was ist Design Thinking?
Unter Design Thinking versteht man eine Methode für Problemlösung und Innovation, die sich um eine kreative und lösungsorientierte Herangehensweise dreht. Es ist ein multidisziplinärer Ansatz, der darauf abzielt, menschenzentrierte Lösungen zu entwickeln, indem die Bedürfnisse und Perspektiven der Nutzer:innen in den Mittelpunkt gestellt werden. Obwohl diese Definition eher abstrakt anmutet, so ist Design Thinking tatsächlich eine äußerst praktische Problemlösungsstrategie: Es wird versucht, menschliche Bedürfnisse, technische Machbarkeit und Erfordernisse für Geschäftserfolg miteinander zu verbinden.
Ansätze des Design Thinking: Methoden
Es gibt verschiedene Methoden und Werkzeuge, die im Design-Thinking-Prozess verwendet werden, um kreative Ideen zu entwickeln und innovative Lösungen zu finden. Dazu gehören unter anderem die folgenden:
- Brainstorming:
Brainstorming ist eine kreative Ideenfindungstechnik, bei der die Teammitglieder spontan und ohne Kritik Ideen zu einem bestimmten Thema sammeln. Ziel dabei ist, eine Vielzahl an Ideen zu generieren und kreativen Output zu fördern. - Mindmapping:
Mindmapping ist ein visueller Ansatz, um Ideen, Konzepte oder Informationen hierarchisch zu organisieren und miteinander zu verbinden. Diese Technik wird häufig verwendet, um komplexe Zusammenhänge zu strukturieren und kreative Prozesse zu unterstützen. - Storytelling:
Beim Storytelling geht es darum, mit Hilfe von Geschichten Informationen oder Ideen zu vermitteln. Auf diese Weise werden Inhalte emotional aufbereitet, wodurch sie leichter verständlich sind. - Customer Journey Mapping:
Customer Journey Mapping ist eine Methode, um Erfahrungen und Interaktionen von Kund:innen mit einem Produkt oder einer Dienstleistung über verschiedene Berührungspunkte hinweg zu visualisieren. Dies hilft dabei, Schwachstellen zu identifizieren und die Kundenzufriedenheit zu erhöhen. - Rapid Prototyping:
Rapid Prototyping bezieht sich auf den schnellen und schrittweisen Prozess der Entwicklung von Prototypen oder Modellen eines Produkts oder einer Dienstleistung. Durch den (wiederholten) Test von Prototypen können frühzeitig Verbesserungen vorgenommen und Probleme gelöst werden. - Lego Serious Play (LSP):
Ein spielerisches Design-Thinking-Beispiel ist die als Lego Serious Play bezeichnete Methode. Dabei nutzen Unternehmen, Teams oder auch Einzelpersonen die weltbekannten Klemmbausteine, um Probleme zu veranschaulichen, daraus neue Ideen zu generieren sowie Lösungen zu entwickeln. Dieser visuelle Ansatz kann die Problemlösung mitunter deutlich beschleunigen.
Praktisches Design Thinking: Prozess
Ein Design-Thinking-Prozess besteht in der Regel aus mehreren aufeinanderfolgenden Schritten, die zirkulär oder als Feedback-Schleife aufgebaut sind. Das heißt, dass man grundsätzlich immer wieder in die vorherigen Phasen zurückkehren kann, um Anpassungen und Verfeinerungen vorzunehmen und damit der idealen Lösung näher zu kommen. Das gilt gleichermaßen bei der Entwicklung von Produkten, Dienstleistungen und auch internen Prozessen wie beispielsweise beim Personalmarketing.
1. Verständnis des Problems
In der ersten Phase geht es um die Definition der Fragestellung sowie um die Analyse und das Verständnis des Problems im Kontext seiner Anwendung. Dabei stehen die Bedürfnisse und Herausforderungen der Nutzer:innen im Vordergrund. Dies gelingt unter anderem durch Hineinversetzen, Beobachtungen und Befragungen der Zielgruppe, um direkte Einblicke zu gewinnen.
Dazu gehört natürlich auch zu wissen, wer die Zielgruppe ist. Insofern sollte im Voraus oder spätestens bei der Formulierung der Problemstellung eine Art Nutzerprofil inklusive Merkmalen, Verhaltensweisen und Bedürfnissen erstellt werden.
Die gewonnenen Erkenntnisse müssen daraufhin in konkrete Informationen umgewandelt werden. Dadurch erhält der Design-Thinking-Prozess einen greifbaren Ausgangspunkt.
2. Ideenfindung
In diesem Schritt geht es um Brainstorming zu möglichen Lösungsansätzen. Wichtig ist es, kreative, unkonventionelle Ideen zuzulassen, um die Aufgabenstellung möglichst breitgefächert anzugehen. Anschließend sollten die entwickelten Ideen nach Priorität sortiert werden, um eine Auswahl praktischer Lösungen vornehmen zu können.
3. Prototyping
Beim Prototyping geht es um die Visualisierung der gefundenen Ideen. Dies kann durch physische Prototypen oder Modelle sowie durch konkret anwendbare (nicht-physische) Lösungswege oder Strategien geschehen (zum Beispiel Employer Branding oder Mitarbeiterbindung). Dadurch können die Ideen erlebbar gemacht und so ihre Funktionsweise und Wirksamkeit erprobt werden.
4. Testen des Prototypen
Nachdem Prototyping werden die Ergebnisse an der anvisierten Zielgruppe getestet, um Feedback einzuholen. Ideal ist sogenanntes A/B-Testing oder Split Testing. Dabei werden zwei Lösungen (oder Prototypen) miteinander verglichen und an unterschiedliche Testnutzer:innen gegeben. Durch die Analyse der Tests (also beispielsweise: Wie interagieren Nutzer:innen und welche Reaktion zeigen sie?) lässt sich ableiten, welcher Ansatz in der tatsächlichen Anwendung besser funktioniert. Über das Feedback können dann schrittweise Verbesserungen vorgenommen werden, indem in die Prototyping-Phase rückgekoppelt wird.
5. Umsetzung
Nach einer erfolgreichen Testphase, die gegebenenfalls mehrmals durchlaufen werden musste, kann die beste Lösung oder können die besten Lösungen in die Praxis implementiert werden.
Erfolgreiches Design Thinking: Beispiele
Design-Thinking-Methoden werden in vielen Bereichen angewendet, von Produktdesign und Softwareentwicklung bis hin zu Geschäftsstrategien und sozialen Innovationen. Der Fokus auf die Bedürfnisse und Perspektiven der Nutzer:innen macht Design Thinking zu einem effektiven Ansatz, um relevante und nachhaltige Lösungen zu entwickeln. In Bezug auf interne Unternehmensentwicklung kann dies beispielsweise auch Employee Centricity bedeuten, also ein Ansatz, der Mitarbeitende in den Mittelpunkt rückt.
Einige der bekanntesten Design-Thinking-Beispiele aus der Wirtschaft sind:
- Apple:
Dem US-amerikanischen Softwareunternehmen gelang nach der Rückkehr von Steve Jobs im Jahr 1997 ein kometenhaftes Comeback. Jobs implementierte von nun an Design Thinking in den Entwicklungsprozess, wobei die Kundschaft mit ihren Wünschen und Bedürfnissen ins Zentrum gerückt wurde. Die Firma legte den Fokus auf die emotionale Komponente sowie auf einfache Handhabung und vor allem Design. - SAP:
Das deutsche Softwareunternehmen SAP hat Design Thinking als einen wichtigen Baustein der Softwareentwicklung sowie der Unternehmensführung implementiert. In der Vergangenheit war SAP-Software berühmt-berüchtigt für sperrige, unübersichtliche und funktionsüberladene Benutzeroberflächen. Durch nutzerorientiertes Design Thinking wandelte sich dies hin zu aufgeräumten, benutzerfreundlichen Anwendungen, die auf die Bedürfnisse der Nutzer:innen zugeschnitten sind. - Airbnb:
Die Online-Plattform zum Mieten und Vermieten von Unterkünften nutzte den Design-Thinking-Prozess in der Anfangsphase, um herauszufinden, warum Bestandskunden ihr Angebot nicht voll in Anspruch nahmen. Es ging also weniger um die Vergrößerung der Kundenbasis, sondern um die Verbesserung der Kundenbeziehung. Durch die praktische Herangehensweise an das Problem (sich in die Kund:innen hineinversetzen, also Schritt 1 im Prozess) konnten die Unternehmensgründer feststellen, dass die Kunden nach besseren Fotos verlangten, um zu wissen, wofür sie bei Airbnb bezahlten.
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