Home Office im Realitätscheck: Eine Umfrage aus dem Jahr 2020
Home Office wurde zu Beginn des Jahres 2020 von vielen Kandidat:innen als ein absoluter Mehrwert angesehen. Durch die Corona-Pandemie hat die Begeisterung zwischenzeitlich aber mal abgenommen. War der Traum von der schönen neuen Arbeitswelt nur schöner Schein? Eine Umfrage und ein Zwischenstand aus dem Sommer 2020.
Anfang 2020: Großer Hype um das Home-Office
32,2 Prozent der Kandidat:innen gaben laut der Monster-Studie „Recruiting Trends“ noch zu Beginn des Jahres 2020 an, wie wichtig Home Office für sie ist. So wichtig, dass sie ein Jobangebot sogar ausschlagen würden, wenn es keine Möglichkeit gäbe, ab und an von zuhause zu arbeiten. Innerhalb der Generation Z teilten sogar vier von zehn Kandidat:innen diese Meinung.
Dann kam Corona. Und mit der Pandemie geschah etwas, was bislang undenkbar gewesen wäre: Viele Unternehmen verabschiedeten sich komplett oder in großen Teilen ins Home Office. Jeder Zweite (49 Prozent) arbeitete laut einer Erhebung des Digitalverbands Bitkom ab Mitte März 2020 in den eigenen vier Wänden. Für einige Arbeitnehmer:innen war das eine ganz neue Erfahrung: Immerhin war fast jeder Fünfte (18 Prozent) vor der Krise nie in den Genuss von Home Office gekommen.
Der jüngeren Generation fiel die Decke auf den Kopf
Zwischenzeitlich hatte sich die einstige Euphorie für die Remote-Arbeit mal getrübt, wie Monster zusammen mit dem Marktforschungsunternehmen YouGov im Jahr 2020 herausgefunden hat. Eine gemeinsame repräsentative Umfrage zeigte, dass ausgerechnet den Jüngeren, die das Home Office vor der Pandemie noch zum absoluten Must-Have erklärt hatten, langsam aber sicher die Decke auf den Kopf fiel.
Sie hatten zwar mehr Zeit für Privates (36 Prozent) und versuchten auch im Job das Beste aus der Situation zu machen (27 Prozent). Jeder Fünfte hatte aber Probleme damit, den Kontakt zu Kolleg:innen aufrechtzuerhalten. Genauso viele gaben an, dass es ihnen zu fade sei, rund um die Uhr zuhause zu arbeiten. Zum Vergleich: In der Generation 55+ hatten nur 9 Prozent dieses Gefühl.
Denkwandel in Sachen Home Office?
Wie war dieser Denkwandel einzuordnen? Ein Erklärungsversuch: „Für die jüngere Generation, die meist noch nicht lange im Job ist, bedeutet das Arbeiten von zuhause eine echte Herausforderung“, vermutete Dr. Katrin Luzar, Senior Director Marketing bei Monster im Jahr 2020. „Viele sind für den ersten Job in eine neue Stadt gezogen und bauen ihr berufliches und soziales Umfeld gerade erst auf. Durch Beschränkungen und Sicherheitsvorkehrungen sind sie dabei ausgebremst und haben Schwierigkeiten, wirklich Anschluss zu finden. Oft leben die Jüngeren außerdem allein und nicht mit einer Familie, sodass die Isolation sicherlich noch intensiver erlebt wird.“
Es gab aber auch die, die vom Home Office profitierten. Ein Teil der 35-44-Jährigen, die Kinder, Job oder teilweise auch pflegebedürftige Angehörige unter einen Hut bringen mussten, freute sich über einen größeren zeitlichen Spielraum. Immerhin jeder Fünfte (24 Prozent) fühlte sich dank Home Office ausgeglichener, weil sich Beruf und Familie besser koordinieren liessen. Wobei die Zufriedenheit ganz offensichtlich stark von der häuslichen Situation abhing. Befanden sich zwei Kinder unter 18 Jahren im Haushalt, fühlte sich schon wieder jeder Vierte gestresster als vorher.
War der Zauber des Home Office weitgehend verflogen?
Die Meinungen gingen also weit auseinander. Was bedeutete das nun für die Zeit nach der Krise? War der Zauber des Home Office verflogen? Im Gegenteil. Alles deutete darauf hin, dass viele Betriebe und Kandidat:innen daran festhalten wollen. Allerdings nicht 24/7. Stattdessen präferierten beide Seiten ein Hybrid-Modell, also eine gesunde Mischung aus Präsenzarbeit und Home Office. Der Mix macht’s also.
Neue Arbeitswelt: Erst wichtige Weichen stellen
Wir schließen allerdings aus dem Jahr 2020: Es müssen die richtigen Weichen gestellt werden, damit Heimarbeiter keine ähnlich ernüchternde Erfahrung im Home Office machen wie während des Lockdowns.
Aus unserer Sicht müssen dabei die folgenden Punkte berücksichtigt werden:
- Es muss das richtige technische Equipment her, damit Mitarbeiter:innen im Home Office voll arbeitsfähig und ans Team angebunden sind.
- Es müssen unternehmensübergreifende Home-Office-Regeln vereinbart werden, die festlegen, wie flexibel und wie oft Mitarbeiter:innen Home-Office Tage einlegen können und zu welchen Gegebenheiten Präsenzpflicht besteht.
- Home Office ist auch ein Thema in der Personalentwicklung: Zum Beispiel müssen Führungskräfte Kompetenzen aufbauen, um virtuelle oder teilweise virtuelle Teams führen und motivieren zu können.
- Entsprechend müssen auch Mitarbeiter:innen Kompetenzen aufbauen, um auch im virtuellen Raum eine gute Performance abliefern zu können.