Urlaubsplanung: Die Hölle vorm Paradies

Jeder weiß: Der Urlaub ist die schönste Zeit des Jahres. Stimmt – wenn sich alle im Büro endlich geeinigt haben… Spitzzüngig wie immer nimmt unsere Autorin Francoise Hauser in den PersonalSpitzen die Urlaubsplanung aufs Korn.

Von Franciose Hauser

Kennen Sie die kleinen Schiebepuzzles, die es manchmal an der Tankstelle oder bei Tombolas gibt? Auf einer Plastikscheibe heißt es alle kleinen Quadrate in die richtige Reihenfolge zu bringen, bis sich ein Bild ergibt, was sich natürlich nur mit viel Taktik und Geschick erledigen lässt. Eine nette Spielerei, die sich auch prima als Geduldstraining und zur Vorbereitung auf die Urlaubsplanung eignet. Freilich nicht der eigenen, sondern der Ihrer Angestellten.

Januar: Das Urlaubsplanungs-Verschiebepuzzle beginnt

Schon früh im Januar beginnt die erste Runde zur Urlaubsplanung. Quasi als eine Art Freundschaftsspiel zum Aufwärmen. Besonders eifrige Urlaubsplaner verteilen nun bereits ihren den kompletten Jahresurlaub und reiben sich die Hände, dass sie unter Berücksichtigung aller Brückentage glatt das Doppelte herausholen konnten.

Sperrige Kollegen dagegen haben hier schon einmal die erste Gelegenheit Sand ins Getriebe zu streuen: Sie verweigern jede Auskunft, nur um einige Monate später kategorisch zu verkünden, es käme ausschließlich ein Termin Ende Juli in Frage und nichts anderes.

Eine andere Variante der Verunsicherung ist die Ankündigung ominöser Urlaubstermine, ohne sie jedoch in irgendwelche Pläne einzutragen. Fortan schweben sie in Form von Gerüchten über den Kollegen: “Ende März… wollte da nicht der Mayer…?” und “ist da nicht schon…?” – wobei sich natürlich jeder an einen anderen Termin erinnern kann und Kollege Mayer nie erreichbar ist.

Urlaubsplanung: Und immer wieder das Gerangel um die Brückentage

Doch auch wenn sich alle an die Regeln halten, wird es rund um die beliebten Brückentage eng: Fünf von sieben Angestellten gleichzeitig weg? Wohl kaum. Wer hier durchgreifen will, muss die Grundtypen der Urlaubsplaner kennen:

  1.  Familienväter und Familienmütter mit schulpflichtigen Kindern. Logisch, dass sie ihren Jahresurlaub nicht im November nehmen möchten.
  2.  Angestellte ohne Kinder. Genauso logisch, dass die nicht gerade in den teuren Schulferien verreisen wollen.

Das klingt erst einmal gut, schließlich ergänzen sich beide Fraktionen perfekt. Wären da nicht die die andern drei Spezies:

  1. Die Unentschlossenen: Sie grübeln so lange über den Ferienterminen bis alle die Nerven verlieren und weit darüber hinaus.
  2. Die Unflexiblen: Man erkennt sie an Aussagen wie “Sorry, ich hab schon ein Haus auf Korsika gebucht, das kann ich nicht mehr ändern” oder “wir fahren IMMER im Juli”.
  3. Die Verschieber: Sie tragen sich brav in den de Urlaubsplan ein. Allerdings verschieben sie danach die Einträge im Wochenrhythmus.

Welcher Urlaubsplanungs-Typ sind Sie?

Dummerweise lassen sich viele Urlaubnehmer auch gleich zwei dieser Gruppen zuordnen. Vor allem Verschieber und Wankelmütige lassen dann in Personalunion jeden noch so guten Urlaubsplan platzen. Ganz nebenbei seien auch noch die Zerstörer erwähnt: Menschen, denen es gelingt, mit zwei, drei Klicks schnell mal einen ganzen Urlaubsplan zu löschen.

Und dann gibt es noch die tausend anderen Faktoren: Der eine schleppt gefühlte 200 Tage Resturlaub mit sich herum, der nächste hat ein Überstundenkonto angehäuft, das ihn im Grunde schon im Februar für den Rest des Jahres von jeder Arbeit entledigt. Zudem gibt es noch gesetzliche Vorgaben: Kollege Müller hat zwei schulpflichtige Kinder und hat deshalb Anspruch darauf, seinen Jahresurlaub in der Ferienzeit zu nehmen.

Letztlich entscheidet in diesem Chaos der Vorgesetzte. Gratulation! Jetzt haben Sie die A-Karte. (Entschuldigen Sie an dieser Stelle den Ausdruck!) Das ist die große diplomatische Übung, der Psycho-Spagat. Einem kinderlosen Routine-Menschen zu vermitteln, dass er nicht, wie die letzten zwanzig Jahre, Anfang Juli mit seinen besten Freunden verreisen kann, weil die Sommerferien dieses Jahr spät anfangen und daher besagter Kollege Müller samt Kinder einfach Vorrang hat, gehört zu den ganz großen Übungen in der Personalarbeit. Die Kür quasi…

Urlaubsplanung: Lange, endlose Diskussionen

Vermeintliche Happy-Ends nach langen Diskussionen sind trügerisch. Wehe, es ergibt sich eine kleine Änderung. Zum Beispiel, weil Kollege Schmitt unbedingt nächste Woche Urlaub braucht, um sich um die kranke Mutter zu kümmern – wer wäre da schon ein Schwein und wollte ihm diese Auszeit verwehren?

Und schon bricht im Domino-Effekt alles zusammen, was vorher mühsam zusammengefummelt wurde. Gleichzeitig sehen mindestens zehn Prozent der Angestellten dies als Chance, eine revidierte Version der Urlaubspläne abzugeben.

Die Lösung des Problems ist klar: Betriebsferien in den Sommerferien – für alle! Das ist zwar mächtig schlecht fürs Geschäft, verprellt aber alle Angestellten gleichermaßen und sorgt so für Zusammenhalt unter der Belegschaft gegen den bösen Chef. Das wären dann Sie. Macht aber nichts, Ihren Jahresurlaub nehmen Sie einfach, kurz nachdem sie diese Lösung der Belegschaft verkündet haben und kommen erst zurück, wenn sich die Wogen geglättet haben. In diesem Sinne: Gute Erholung!