Recruiting auf Messen: Ein Leitfaden für Personaler

Jobmessen eröffnen Unternehmen vielfältige Chancen: Sie können neue Mitarbeiter gewinnen, sich als attraktiver Arbeitgeber darstellen und darüber hinaus an ihrem positiven Image feilen. So setzen Sie Ihre Firma bei Messen ins richtige Licht.

Von Anja Schreiber

Gerade in Zeiten der Vernetzung durch Soziale Netzwerke sind Messebesucher wichtige Multiplikatoren, schließlich posten sie ihre Erfahrungen mit Unternehmen blitzschnell in alle Welt. Um alle diese Vorteile nutzen zu können, brauchen HR-Abteilungen aber die richtigen Strategien.

Qualifiziertes Standpersonal auswählen

Und die beginnen mit der Auswahl des Standpersonals. Motiviert, aktiv und extrovertiert sollten diese Mitarbeiter sein, Kommunikationstalente, die gerne auf die Messebesucher zugehen. Absolut fehl am Platz sind dagegen Firmenvertreter, die mit verschränkten Armen am Stand stehen und sich lieber mit einem Kollegen unterhalten als sich den potentiellen Bewerbern zu widmen.

Auf Kandidaten individuell eingehen

Christian Plothe, Sales Director vom Staufenbiel Institut, kennt als Veranstalter des Absolventenkongresses in Köln noch andere “No Go’s” für Firmenvertreter: “Viele Besucher klagen, dass sie nach Schema F behandelt oder mit dem Hinweis abgefertigt wurden, dass alles im Internet stehe.” Auch das Fehlen von Fachvertretern komme bei den Interessierten nicht gut an, weiß Plothe aus regelmäßigen Besucherbefragungen nach dem Absolventenkongress.

Deshalb empfiehlt er Unternehmen, am Stand nicht nur Mitarbeiter aus der Personalabteilung einzusetzen, sondern auch aus den Fachabteilungen. Diese könnten dann den Besuchern auf tiefer gehende inhaltliche Fragen eine profunde Antwort gebe.

Standpersonal für die Messe schulen

Alle Mitarbeiter müssen gut vorbereitet sein. Auch wenn sie nur einen Teilbereich ihres Unternehmens repräsentieren, sollten sie sich zum Beispiel mit sämtlichen angebotenen Einstiegsprogrammen für Hochschulabsolventen auskennen. Es ist eine Binsenweisheit: Nicht jeder Messebesucher ist für ein Unternehmen interessant. Aber die Veranstalter von Jobmessen warnen davor, scheinbar uninteressante Zeitgenossen dies spüren zu lassen. Denn so etwas spricht sich schnell herum.

Jeden Besucher auf der Messe freundlich behandeln

“Behandeln Sie jeden vor Ihrem Stand stehenden Menschen als Ihren Gast und signalisieren Sie zu jeder Zeit: Ich bin gerne für Sie da!”, empfiehlt Christine Kühl von der BARLAG werbe- & messeagentur GmbH, die deutschlandweit Jobmessen veranstaltet. Eine Messe sei auch Imagepflege, deshalb gebe es keine unwichtigen Besucher. Passt das Profil des Besuchers nicht zur Firma, sollten sich die Mitarbeiter dennoch bemühen und zum Beispiel weiterführende Tipps geben.

Was sind die Ziele des Messeauftritts?

Damit die Messe zum Erfolg wird, ist es hilfreich, im Vorfeld folgende Aspekte zu klären:

  • die Ziele der Messeteilnahme
  • die erwartete Anzahl der Gespräche
  • Bedarf und Auswahl des Standpersonals
  • der Ablauf des Bewerbungsprozesses
  • eine Übersicht über die Einstiegsmöglichkeiten und die aktuellen Vakanzen
  • die Leitlinien zum Umgang mit passenden bzw. unpassenden Besuchern
  • die Erstellung eines Gesprächsleitfadens
  • die Organisation der Gesprächsprotokollierung
  • Antworten auf die häufigsten Fragen der Standbesucher
  • die Dos und Don’ts.

Hilfreich kann für das Standpersonal auch ein gemeinsames ‘Verkaufstraining’ sein. Schließlich vermeidet eine sorgfältige Team-Schulung frustrierte Besucher – und das ist gut für das Image des Unternehmens.

Den Messestand offen gestalten

Auch der Messestand sollte einladend wirken: “Viele Unternehmen glauben, eine Jobmesse funktioniere wie eine Industriemesse. Deshalb gestalten sie ihren Stand mit massiven Aufbauten und Podesten. Aber die wirken nicht kommunikationsfördernd”, betont Oliver Nitsch, Geschäftsführer der Internationalen Firmenkontaktmesse connecticum aus Berlin. Er rät Firmenvertretern: “Setzen Sie auf Kommunikation statt auf totes Material.”

Klar kommunizieren

Die Besucherfreundlichkeit der Firmen zeigt sich übrigens noch auf andere Weise: Schon auf dem ersten Blick sollten Kandidaten erfahren, was die Firmen an Jobofferten zu bieten haben. Solche Informationen können Personalabteilungen zum Beispiel via Charts, Aufstellern oder Bildschirmen präsentieren. Kühl: “Die Informationen über Jobangebote sind wichtiger als originelle Werbeslogans oder großflächige Aussagen über Ihr Unternehmen.”

Bewerbercodes helfen später bei der Auswahl

Die Unternehmen haben bei der Weiterbearbeitung der angebahnten Kontakte unterschiedliche Vorgehensweisen. Ein neuer Trend ist die Vergabe von Bewerbercodes: “Ist ein Unternehmensvertreter an einem Messebesucher interessiert, kann er ihm einen Code mitteilen, den dieser dann bei der Online-Bewerbung angibt”, erklärt Nitsch. So erfährt die Personalabteilung schon beim Eingang der Unterlagen, dass es sich um einen interessanten Kandidaten handelt.

Potentielle Kandidaten immer mit Respekt behandeln

Doch egal, wie der Umgang mit Bewerbern im Unternehmen auch abläuft, immer sollten die Mitarbeiter die Kontakte weiter verfolgen und Absprachen einhalten. So selbstverständlich der Tipp klingen mag: “Oft schädigen nicht eingelöste Versprechen das Image einer Firma”, so Kühl.

Ein Tipp zum Schluss: Wer als Personaler von einer Jobmesse profitieren will, der sollte auch über den Tellerrand des eigenen Unternehmens blicken. “Schauen Sie, was Ihre Mitbewerber besser machen und ziehen Sie daraus Konsequenzen”, rät Nitsch. Auch Gespräche mit den Messebesuchern verraten Firmenvertretern viel über aktuelle Entwicklungen und Trends. Auch so lassen sich Recruitingmaßnahmen überprüfen und anpassen.