Betriebliche Altersvorsorge: Das ABC für Ihr Unternehmen
von Susanne Schweitzer
Im Allgemeinen hat jede:r Arbeitnehmer:in das Recht auf eine betriebliche Altersvorsorge, die es ihm/ihr ermöglicht über das Unternehmen eine Zusatzrente aufzubauen. Sie als Arbeitgeber:in können eine arbeitgeberfinanzierte Altersvorsorge anbieten, bei der Sie die Kosten allein tragen.
Zusätzlich sind Sie seit 2019 bei Neuverträgen (ab 2022 gilt dies auch für Altverträge) dazu verpflichtet, ein arbeitnehmerfinanziertes Modell anzubieten, bei dem Sie die Entgeltumwandlung zu 15 Prozent bezuschussen müssen. Welche Vorteile die jeweiligen Altersvorsorge-Angebote für Arbeitgeber:innen und Unternehmen haben und auf was es aus Unternehmenssicht zu achten gilt, zeigt Monster Ihnen in diesem Artikel.
Welche Formen der betrieblichen Altersvorsorge gibt es generell?
Bietet Ihr Unternehmen eine arbeitgeberfinanzierte Altersversorgung an, bedeutet dies, dass Sie sich langzeitig zu der Einzahlung von bestimmten Beträgen verpflichten – diese können entweder Eurobeträge oder Prozentsätze sein. Ein solches Versprechen ist immer auch mit Risiken verbunden, denn Sie können nie langfristig voraussagen, ob Sie diese Zahlungsversprechen auch einhalten können. Alternativ bietet es sich an, mindestens den 2017 festgelegten Garantiezins von 0,9 Prozent einzuzahlen und restliche Beitragsversprechen vom Unternehmensgewinn abhängig zu machen.
Bei der Entgeltumwandlung bzw. arbeitnehmerfinanzierten Altersvorsorge zahlen Arbeitnehmer:innen einen festgelegten Teil ihres Bruttogehalts in einen Altersvorsorgevertrag ein, den Sie als Arbeitgeber:in festlegen. Seit 2019 müssen Sie allerdings mindestens 15 Prozent dieses Beitrags bezuschussen, falls die Altersvorsorge über eine Direktversicherung, eine Pensionskasse oder einen Pensionsfond erfolgt.
Gesetzlich wird zwischen verschiedenen Durchführungswegen für die betriebliche Altersvorsorge unterschieden. Während kleinere Unternehmen ihr Angebot meist auf eine Direktversicherung beschränken, gibt es bei größeren Unternehmen häufig eine Reihe an Auswahlmöglichkeiten. Die gängigsten Durchführungswege der betrieblichen Altersvorsorge sind:
1. Die Direktzusage
Hier kümmert sich Ihr Unternehmen direkt um die Geldanlage. Das bedeutet, dass Sie die Beträge beispielsweise in unternehmensinterne Projekte oder in Rückdeckungsversicherungen investieren und sich so Rendite sichern können. Ihr Unternehmen verpflichtet sich zu einer unmittelbaren Versorgungszusage, sprich ohne externen Partner. Direktzusagen sind dementsprechend mit einem hohen Finanzierungsrisiko und Administrationsaufwand verbunden und können die Unternehmensbilanz belasten.
Wird die Finanzierung der Altersvorsorge über eine Direktzusage abgewickelt, gibt es keine Obergrenze für steuerfreie Einzahlungen. Aus diesem Grund ist eine Direktzusage besonders für Großverdiener:innen interessant.
2. Die Unterstützungskasse
Ähnlich wie bei der Direktversicherung gibt es bei der Finanzierung über eine Unterstützungskasse ebenfalls keine Obergrenze in Bezug auf die Einzahlung. Hier fließen die Beiträge, die Sie als Arbeitgeber:in beisteuern, in eine rechtlich selbstständige Unterstützungskasse, die das Geld für Ihr Unternehmen verwaltet und möglichst gewinnbringend anlegt (z.B. in Form von Wertpapieren oder Immobilien). Sowohl die Unterstützungskasse als auch die Direktzusage gelten als interne Durchführungswege, denn das Führungspersonal Ihrer Firma kann direkt über die Geldanlagen mitentscheiden und diese innerhalb der Firma reinvestieren.
3. Der Pensionsfond
Im Falle von Pensionsfonds gibt Ihr Unternehmen die Verantwortung für die Altersvorsorgebeiträge und deren Anlegung an einen externen Pensionsfond ab. Dies hat den Vorteil, dass Sie sich keine Gedanken über die Verwaltung und Anlage der Beiträge machen und keine extra Sicherheitspuffer in Ihre Bilanz einplanen müssen. Zusätzlich müssen Sie lediglich den Beitragserhalt garantieren und keinerlei konkrete Verzinsungsversprechungen machen.
4. Die Pensionskasse und die Direktversicherung
Diese Modelle sind meist arbeitnehmerfinanziert und für Sie als Arbeitgeber:in pflegeleichter. Hinter diesen Durchführungswegen befinden sich häufig große Lebensversicherungen, die sich anschließend um die Verwaltung und Anlage der Beiträge kümmern und eine garantierte Verzinsung für Arbeitnehmer:innen anbieten.
Direktversicherungen sind bei Unternehmen ohne Tarifvertrag eine beliebte Wahl. Hier wird eine große Versicherungsgesellschaft ausgewählt, die eine gewisse Anzahl an Altersvorsorgeverträgen für die Firmenbelegschaft anbietet. Unternehmen mit Tarifvertrag entscheiden sich häufig für eine Pensionskasse, die sich direkt an die jeweilige Branche oder Berufsgruppe wendet.
5. Die reine Beitragszusage mit Zielrente
In diesem Modell sichern Sie Ihren Beschäftigten lediglich bestimmte Altersvorsorgebeiträge ohne eine konkrete Rentenhöhe zu. Diese Möglichkeit wurde 2018 durch das Betriebsrentenstärkungsgesetz eingeführt, um betriebliche Altersvorsorgen in kleineren Unternehmen zu vermehren und Vorteile für Geringverdiener:innen zu schaffen. Da Sie sich hier keiner Rentengarantie verpflichten, entlastet diese Option Sie als Arbeitgeber:in.
Worauf sollten Arbeitgeber:innen in Bezug auf die betriebliche Altersvorsorge achten?
Es gibt einige ausschlaggebende Aspekte, die Sie als Arbeitgeber:in für das Angebot aller Formen der betrieblichen Altersvorsorge im Blick haben sollten. Generell gilt, dass alle Einzahlungen zunächst steuerfrei sind und erst bei der Auszahlung besteuert werden. Des Weiteren muss das Kapital der Altersvorsorgen Ihrer Mitarbeiter:innen auf Insolvenz abgesichert werden.
Einen Sonderfall stellt der Arbeitgeberwechsel dar. Es ist gesetzlich festgelegt, dass die Altersvorsorge Ihrer Mitarbeiter:innen nur unverfallbar ist, wenn diese mindestens 21 Jahre alt sind und vor dem Arbeitgeberwechsel bereits drei Jahre für Ihr Unternehmen tätig waren. Ob der Altersvorsorgevertrag von dem/der Arbeitnehmer:in auf seine/ihre neue Firma übertragen werden kann, hängt von den jeweiligen Unternehmensregelungen ab.
Denken Sie zudem daran, dass Sie als Arbeitgeber:in für die Garantieversprechen der Versicherer und Pensionskassen haften. Im Falle, dass diese die Beträge nicht in voller Höhe auszahlen können, müssen Sie die Restbeträge übernehmen und einklagen.
Generell lohnt es sich, professionelle Unterstützung heranzuziehen. Die Prüfung alter bzw. bestehender Verträge und die Gestaltung neuer Altersvorsorgeverträge kann sich kompliziert gestalten.
Welche Vorteile bringt eine betriebliche Altersvorsorge generell mit sich?
Die gesetzliche Rente wird voraussichtlich in Zukunft weiter sinken, weshalb Modelle der betrieblichen Altersvorsorge für Berufstätige immer attraktiver werden. Sie ermöglichen es Ihren Angestellten, Lebensstandards im Alter zu sichern. Bieten Sie als Arbeitgeber:in eine vollfinanzierte Altersvorsorge an oder unterstützen Sie Ihre Mitarbeiter:innen bei einer arbeitnehmerfinanzierten Altersvorsorge, wirkt sich dies positiv auf Ihr Arbeitgeber-Image und die Mitarbeitermotivation sowie auf die Mitarbeiterbindung aus. Wie Sie sonst noch Ihr Employer Branding verbessern können, zeigen wir Ihnen mit unseren Tipps zur idealen Arbeitgebermarke.
Entscheiden Sie sich für ein arbeitgeberfinanziertes Altersvorsorgemodell, bedeutet dies, dass Sie sich zu Leistungszusagen verpflichten. Diese Zusagen stehen wiederum in Ihren Bilanzen und erfordern Sicherheitspuffer, die sich negativ auf die Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit auswirken können. Sie sollten sich also gut überlegen, für welches Modell und welchen Durchführungsweg Sie sich entscheiden und welche Vor- und Nachteile diese sowohl für Ihr Unternehmen als auch für Ihre Mitarbeiter:innen haben könnten. An dieser Stelle könnten Sie auch die Einführung eines Zeitwertkontos in Erwägung ziehen – alle Informationen hierzu liefern wir Ihnen in unserem Artikel zu Zeitwertkonten.
Ebenso wie ein attraktives Altersvorsorgemodell bestehende Mitarbeiter:innen an Ihr Unternehmen binden kann, kann es Ihnen auch bei der Mitarbeitergewinnung bzw. beim Recruiting helfen. Generelle Ratschläge für effizientes Recruiting liefern wir Ihnen mit unserem Artikel zur Verbesserung des Recruitingprozesses sowie mit unserem Ratgeber zu Remote Recruiting.
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