Gehalt für Praktikanten: Optional, verpflichtend oder sinnvoll?

Junge Praktikanten unterhalten sich und lachen.

von Christina Pichlmaier

Ob ein Schülerpraktikum, ein Schnupperpraktikum oder das Pflichtpraktikum während des Studiums – in vielen Unternehmen gehören Praktikant:innen zum alltäglichen Bild dazu. Sie erhalten Einblick in eine Branche, arbeiten unter Anleitung Seite an Seite mit Angestellten und gewinnen Erfahrungen für den späteren beruflichen Werdegang.

Da kommen nicht selten Fragen auf: Sollten also Praktikanten Gehalt bekommen? Wie sieht es auf rechtlicher Seite aus? Und was bringt es Unternehmen, Bezahlung fürs Praktikum zu gewähren, obwohl sie es nicht müssen? Monster gibt Ihnen im folgenden Artikel Antworten auf diese Fragestellungen. Darüber hinaus geben wir Ihnen Anhaltspunkte dafür, wie Sie ein angemessenes Gehalt für Praktikanten festlegen können.

Muss Praktikanten Gehalt gezahlt werden?

In Bezug auf die Pflicht zur Zahlung eines Gehalts an Praktikant:innen gilt: Jein! Ob im Rahmen eines Praktikums Vergütung gezahlt werden muss, hängt einerseits von der Einstufung der Tätigkeit und der Form des Praktikums ab. Andererseits liegt es im Ermessen des Praktikumsbetriebs.

Grundsätzlich gelten Praktikanten als Arbeitnehmer:innen, sodass das Mindestlohngesetz greift (§22 MiLoG). Unternehmen haben aber immer die Möglichkeit, ein Gehalt an Praktikanten zu zahlen, selbst wenn das Mindestlohngesetz nicht zutrifft. Zudem können sie auch eine höhere Vergütung als den Mindestlohn ansetzen.

Gesetzlicher Mindestlohn im Praktikum

Ungeachtet der eigenen Einschätzung, ob ein:e Praktikant:in vergütet werden sollte, müssen sich Unternehmen mit dem Mindestlohn auseinandersetzen. Allein die Vorbeugung von Rechtsstreitigkeiten ist Grund genug, sich über die gesetzlichen Vorgaben in Bezug auf Betriebspraktika zu informieren. Im Zweifelsfall kann professionelle Rechtsberatung Unklarheiten darüber aus der Welt schaffen. Im folgenden Abschnitt gibt Ihnen Monster einen Überblick über die Fälle, für die Mindestlohn gezahlt werden muss.

  • Freiwilliges Praktikum über drei Monaten:
    Dauert ein freiwilliges Praktikum länger als drei Monate und dient es zur Orientierung für die Berufswahl (Ausbildung oder Studium) oder läuft es begleitend zur Hochschul- oder Berufsausbildung, ist vom Unternehmen Mindestlohn zu zahlen.
  • Freiwilliges Praktikum ohne Ausbildungsbezug:
    Ist der oder die Praktikant:in fachfremd, muss der Mindestlohn gezahlt werden.
  • Praktikum nach Studien- oder Ausbildungsabschluss:
    Ein:e Praktikant:in mit abgeschlossener Hochschul- oder Berufsausbildung erhält Mindestlohn. Dies schließt auch minderjährige Praktikant:innen ein. Diese Regelung gilt ebenso bei kurzer Praktikumsdauer, also auch für kürzere Zeiträume als drei Monate.
  • Volljährige im Schülerpraktikum über drei Monate:
    Absolviert ein:e volljährige Schüler:in neben der Schulausbildung ein Praktikum, das länger als drei Monate andauert, ist Mindestlohn fällig.
  • Erneutes Praktikum:
    Findet ein zweites Praktikum im selben Unternehmen statt, ist für dieses Mindestlohn zu zahlen.

Warum Unternehmen Gehalt für Praktikanten zahlen sollten

Die Entscheidung für oder gegen eine Bezahlung im Praktikum sollten Unternehmen keineswegs nur darauf stützen, ob sie dazu verpflichtet sind oder nicht. Sich einfach nur an die gesetzlichen Vorgaben zu halten, mag zwar rechtens sein, fördert aber nicht gerade das Employer Branding: Je nach Unternehmen kann die Arbeitgebermarke auf diese Weise eher mit dem Schlagwort „knauserig“ in Verbindung gebracht werden, als als spannender zukünftiger Arbeitsplatz zu gelten.

Präsentieren sie sich dagegen als aufgeschlossener Arbeitgebender, kann Ihnen dies auf lange Sicht nützen. Dabei gilt als wichtigste Grundlage, dass Praktikant:innen keine billigen Arbeitskräfte sind. Ein Praktikum soll in seiner Form Ausbildungscharakter aufweisen, dient also primär der Wissensvermittlung (beispielsweise, wie es auch bei einer Betriebsausbildung der Fall ist), zum Sammeln von Erfahrungen für den beruflichen Werdegang oder zur Orientierung.

Verfolgen Unternehmen mit der Beschäftigung von Praktikant:innen nicht zuletzt auch eine Personalentwicklungsstrategie, so ist die Vergütung ein effektiver Anreiz und ein Instrument, um vielversprechende Kandidat:innen für sich zu interessieren und Talente zu entdecken. Das heißt, Sie haben die Möglichkeit, über ein angemessenes Gehalt Praktikanten für sich zu gewinnen, die zu zukünftigen Mitarbeitenden werden können. Andernfalls absolvieren sie ihr Praktikum womöglich in Konkurrenzunternehmen.

Wie viel Bezahlung im Praktikum angemessen ist

Nachdem Sie in Ihrem Unternehmen festgelegt haben, ob Praktikanten Gehalt bekommen (müssen), bleibt noch die Frage nach der Höhe der Bezahlung. Geht es nach dem Mindestlohn und arbeitet ein:e Praktikant:in beispielsweise zwanzig Wochenstunden in diesem Rahmen, dann gilt seit Oktober 2022 eine Stundenvergütung von zwölf Euro. Daraus ergibt sich ein monatliches Gehalt von 960 Euro.

Absolvieren Studierende ein Pflichtpraktikum ist Vergütung zwar nicht vorgeschrieben, aber dennoch unbedingt zu empfehlen. Hier liegt es folglich in Ihrem eigenen Ermessen, welches Gehalt Ihre Praktikanten bekommen sollten. Sie können verschiedene Gesichtspunkte berücksichtigen:

  • Mindestlohn als grundsätzliche Richtschnur
  • Gehälter aus Studentenjobs vergleichen
  • Stundenlohn entsprechend eines Minijobs
  • Arbeitsentgelt von Geringverdienern

Allein diese Beispiele ergeben eine Vergütungsspanne von monatlich 325 Euro (Geringverdiener) bis etwa 1.200 Euro (Studentenjobs mit durchschnittlich 15 Euro Stundenlohn). Bei besonderer Qualifikation und möglichem wirtschaftlichen Beitrag für Ihr Unternehmen sollten Sie auch nicht davor zurückschrecken, in eventuell zukünftige Mitarbeitende zu investieren. Ziehen Sie deshalb in solchen Fällen in Betracht, die Bezahlung eher am oberen Ende der Skala anzusetzen oder darüber hinaus zu gehen.

Im Praktikum neue Talente entdecken – Monster hilft Ihnen

Indem Sie Praktikanten Gehalt zahlen, präsentieren Sie sich in positivem Licht auf dem Arbeitsmarkt. Langfristig können Sie damit auch Ihre Arbeitgebermarke stärken, wodurch Sie die Aufmerksamkeit qualifizierter Kandidat:innen auf sich ziehen. Mit einer Monster Stellenanzeige tragen Sie Ihr Unternehmen nach außen und erreichen deutschlandweit ideale Bewerbende.