Generation Y: Work smart not hard

Sie ist erstklassig ausgebildet, technikverliebt, selbstbewusst und tritt jetzt ins Berufsleben ein. Die Rede ist von der Generation Y. Personaler und Unternehmen müssen sich anpassen – an eine Generation, die mehr will als nur funktionieren.

Von Tatjana Krieger

Die Generation Y, das sind die heute 20- bis 30-Jährigen, aber beileibe nicht alle: Wer von den Ypsilonern spricht, meint in der Regel diejenigen jungen Leute, die einen einwandfreien Lebenslauf, gute Noten sowie Auslandserfahrung haben und im Idealfall Absolventen eines MINT-Studienganges sind. Auf diese Berufseinsteiger wartet die Wirtschaft ungeduldig. Weil Unternehmen bereit sind, ihnen bei ihren Wünschen und Bedürfnissen entgegenzukommen, ist gut dokumentiert, was die jungen Leute wollen. Nicht alles versetzt Personaler in Entzücken: Eine Studie des Personaldienstleisters Adecco ergab zuletzt sogar, dass Führungskräfte lieber Angehörige der Vorgängergeneration X einstellen.

Wechsel der Parameter

Mit der Leistungsbereitschaft und dem Wunsch, Verantwortung zu übernehmen sei es bei den Youngstern nicht so weit her, heißt es etwa. Thorsten Reiter aus Mannheim kann dem nicht zustimmen. Der 23-jährige Betriebswirt macht derzeit seinen Master  in South Carolina in den USA und hat unter dem Titel „Generation: That’s Y!“ ein Blog eingerichtet. Er habe das Gefühl, dass zu wenige Antworten von der Generation Y selbst kämen, erklärt er in seinem Blog. „Viele junge Leute wissen gar nicht, dass sie die Generation Y sind“, so Reiter im Skype-Interview. „Ihnen sollte man das erklären, damit sie in die Diskussion einsteigen können.“

Er hat eine Tendenz zur Aufbruchstimmung, Vernetzung und eine starke demokratischer Prägung bei seinen Altersgenossen ausgemacht. „Dass die Generation Y keine Führungsrolle übernehmen will, ist falsch. Im Gegenteil, sie will sogar schnell führen. Aber eben anders.“

Hat die Generation Y die Bodenhaftung verloren?

Ähnlich urteilt auch Jan Jagemann, Gründer und Chef der Krongaard AG in Hamburg. Er erlebt die Generation Y zielstrebig und mit dem Wissen, dass sie Leistung bringen muss, um etwas zu erreichen. „Manche erwarten aber einen Karriereautomatismus und dass sie jedes Jahr einen Schritt vorwärts gehen können“, sagt Jagemann. “Dass Lehrjahre keine Herrenjahre sind, ist aber immer noch gültig. Es ist die Aufgabe der Führungskraft, die jungen Leute wieder in die Realität zurückzuholen.“ Wenn sie dann noch da sind: „Die Jungen sind sehr loyal, wenn sie sich wohlfühlen“, erklärt Thorsten Reiter. Er kennt aber auch welche, die sich kurzerhand selbstständig gemacht haben, als es mit dem Aufstieg innerhalb einer Firma nicht geklappt hat wie geplant.

Die Generation Y ist schließlich anspruchsvoll. Aber anders als die Jahrgänge vor ihr: Work-Life-Balance statt dicke Prämien und Boni lautet ihr Anspruch. „Sie scheut sich auch nicht, im Vorstellungsgespräch direkt danach zu fragen“, so Birgit Mogler, Auditorin bei der berufundfamilie Service GmbH in Frankfurt. „Die Generation Y möchte einen guten Job machen und bleibt abends auch mal lang. Aber Zeitsouveränität ist ihnen wichtig.“

Work-Life-Balance gewinnt an Bedeutung

Was soll daran auch falsch sein? Die Ypsiloner haben erlebt, wie ihre Väter in den Burnout geschlittert sind und Mütter Karriereträume unter dem Diktat der Wirtschaft begraben haben. „Die Generation Y hält den Älteren den Spiegel vor“, so Mogler, die sich über den Eintritt der Jungen in die Arbeitswelt freut und denkt, dass die Generationen voneinander lernen können. „Wer sagt denn, dass vorher alles richtig war? Ist es nicht schön, dass Männer Verantwortung in der Familie übernehmen wollen?“

Die richtige Arbeitsumgebung

Nach einem pünktlichen Feierabend ist Jan Jagemann von der Krongaard AG von seinen Bewerbern, vorwiegend Wirtschaftswissenschaftler, noch nie gefragt worden. Aber auch er weiß um den Wert einer Arbeitsumgebung, in der man sich noch als lebendiges Wesen fühlt: Bei der Auswahl seiner Geschäftsräume achtet er auf schöne, helle Büros in guter Lage. „Damit man nach der Arbeit gemeinsam etwas unternehmen kann“, erklärt er.

Ähnlich versucht die Firma Softgarden ihre Bewerber zu überzeugen. Dominik Färber, Geschäftsführer des Berliner Start-Ups, zählt auf: „Eine gute Espressomaschine für Latte Macchiato, täglich ein frischer Obstkorb, der bekannteste Döner-Stand der Stadt direkt um die Ecke, gemeinsame After-Work-Aktivitäten und natürlich ein neues Smartphone zählen für junge Leute mehr als der Firmenwagen.“

Work smart not hard

Das reicht? Was sich nach Kleinigkeiten anhört, hat eines gemeinsam: Es macht den Arbeitsalltag besser und schafft Schnittmengen zu Dingen, die man auch privat wertschätzt. Auch das kann zur Work-Life-Balance beitragen. „Die Generation Y glaubt jedenfalls, dass es einen Weg gibt, Arbeit und Privatleben zu verbinden“, so Thorsten Reiter.

Ein Werkzeug dafür sind sicherlich Smartphones, Tablets und Laptops, mit denen der Nachwuchs so routiniert umgeht. Sie erlauben nicht nur zeit- und ortunabhängiges Arbeiten; in Unternehmen tragen Wikis, Blogs und Networks auch zu einer höherer Transparenz, flacheren Hierarchien, einer besserer Debattenkultur und schnellerem Feedback bei. Das nämlich sind weitere Wünsche, die die Generation Y an die Wirtschaft hat.

Das neue Selbstbewusstsein der Arbeitnehmer

Ganz schön fordernd? „Die Generation Y ist aufgewachsen mit dem Bewusstsein, dass die Unternehmen aufgrund des demografischen Wandels auf sie angewiesen sind“, sagt Thorsten Reiter. Sie sind gut, sie sind wenige und sie wissen es – daraus speist sich das Selbstbewusstsein der neuen Generation.

Fraglich ist, ob die Charakteristika, die man den Berufseinsteigern zuschreibt,  wirklich Kennzeichen einer Generation sind oder generell auf jede Jugend zutreffen. Dass gesellschaftliche und technische Neuentwicklungen vom Nachwuchs schneller absorbiert werden, ist nur natürlich. Aufgrund der Bologna-Reformen sind Absolventen heute zudem deutlich jünger als in früheren Jahren.

Mit der Familienplanung etwa werden sich viele von ihnen frühestens in zehn Jahren beschäftigen. Spätestens dann werden Fragen, ob Döner oder selbstgekochtes Essen, Tablet oder babysitztauglicher Dienstwagen neu beantwortet werden – vielleicht mit ganz klassischem Ergebnis.