Generation Z: Ist Ihre Arbeitgebermarke fit für die Zoomer?

Die Generation Z steht in den Startlöchern. Die neue Arbeitnehmergeneration, auch Zoomer genannt, ist eine besonders spannende und wichtige Zielgruppe für Recruiter. Denn sie wird schon bald den Bewerbermarkt dominieren und potentielle Arbeitgeber vor neue Herausforderungen stellen. Für Unternehmen heißt das, sich rechtzeitig mit dieser Altersgruppe auseinanderzusetzen und die eigene Arbeitgebermarke fit für die neue Arbeitnehmergeneration zu machen, die zwischen 1990 und 2000 das Licht der Welt erblickte. Wir haben dazu mit Dorothee Reiser von unserem Partner Personalwerk gesprochen.

Diese Werte sind der Generation Z wichtig

Inwiefern unterscheidet sich die Gen Z in ihren Werten von Ihren Vorgängergenerationen und welchen Einfluss hat das veränderte Wertegerüst der Gen Z auf das Employer Branding von Unternehmen?
Während Anhänger der Gen Y noch viele Themen hinterfragen, ist die Generation Z bereits einen Schritt weiter. Sie weiß, was sie möchte und vor allem, was sie nicht möchte. Im Gegensatz zur Gen Y, der Karriere im Einklang mit einer gesunden Work-Life-Balance wichtig ist, verzichtet die Gen Z lieber auf beides und möchte dafür mehr Sicherheit und Führung. Auch die Bezeichnung „Greta-Generation“ kommt nicht von ungefähr: Sie spielt auf das hohe Umweltbewusstsein dieser Altersgruppe an. Infolgedessen setzt sie hier noch höhere Maßstäbe an ihren potentiellen Arbeitgeber, als es die Vorgängergeneration ohnehin schon tat.

Warum ist die Generation Z aus Employer-Branding-Sicht so spannend?
Aus Employer-Branding-Sicht ist die Gen Z sehr spannend, weil sie potentielle Arbeitgeber mit den „altbekannten Themen“ vor neue Herausforderungen stellt. Viele Themen, die bereits für die Gen Y wichtig waren, spielen auch für die Gen Z eine entscheidende Rolle, jedoch hat sich die Haltung zu diesen Themen deutlich verändert: Statt präsenzunabhängigem und selbstbestimmtem Arbeiten wünschen sich die Z-Anhänger eher ein eigenes Büro und klare Arbeitszeiten, sodass Freizeit- und Urlaubsplanung klar geregelt sind.

Das Employer Branding für die Generation Z neu denken

In Employer Branding-Kampagnen machen bei der Generation Z schon kleine Details den Unterschied: Welchen Eindruck vermittelt zum Beispiel ein Arbeitgeber, der von Anfang an transparent über das Gehalt spricht und/oder eine gendergerechte Ansprache wählt?
Arbeitgeber, die mit dem Thema Gehalt offen umgehen, signalisieren ihren Bewerbern Transparenz – in einem Bereich, über den im deutschen Markt eher geschwiegen wird. Das zeigt Haltung und transportiert bereits eine Facette der Unternehmenskultur.

Bemühen sich Unternehmen in ihren Ausschreibungen um eine gendergerechte Sprache – über das „AGG-Muss“hinaus, so trägt auch dies zu einer positiven Außendarstellung bei. Denn das Unternehmen macht klar, dass das Thema Diversität eine Rolle spielt, kein Geschlecht bevorzugt wird und Offenheit an erster Stelle steht. Außerdem drücken sie damit aus, dass sie sich mit gesellschaftskritischen Themen wie Diversity auseinandersetzen und sich Gedanken machen, wie man traditionelle Konzepte optimieren kann. Gendergerechte Sprache hat also eine größere Aussagekraft, als man es im ersten Moment vermuten würde!

Die Zoomer mögen’s abwechslungsreich

Wie wichtig sind abwechslungsreiche Designelemente bei der Gestaltung einer Employer-Branding-Kampagne: Videos, Grafiken, ansprechende Texte und dergleichen?
Das Zusammenspiel von Design und Botschaft ist sehr wichtig. Beide Komponenten müssen zielgruppengerecht aufbereitet werden, um sowohl der Mediennutzung als auch der Aufmerksamkeitsspanne der jungen Generation gerecht zu werden. Um abwechslungsreiche Designs und unterschiedliche Medien kommt man daher nicht herum: Videos, die auf den Punkt echte Einblicke zeigen und übersichtliche Grafiken, die auch mobil einen guten Überblick geben, sind hier nur zwei Beispiele. Wichtig ist die Wiedererkennung des Arbeitgebers über alle Kanäle hinweg, denn das zahlt auf die Positionierung des Arbeitgebers ein und steigert seine Bekanntheit.

Lesetipp:

Die GenZ hat Bedürfnisse und Erwartungen, die sich von den Generationen vor ihr unterscheiden. Wenn Sie wissen wollen, welche, dann empfehlen wir Ihnen die Lektüre unseres HR-Reports “Monster Insights 2021”. Hier erfahren Sie nicht nur Wissenswertes über die Generation Z, sondern erhalten auch einen Blick in die Zukunft des Recruitings. Viel Spaß!


Warum im Recruiting der Generation Z mehr Tempo gefragt ist

Das war das Stichwort! Wie wichtig ist die Auswahl der richtigen Kanäle für eine Employer Branding Kampagne – welche würden Sie für die Gen Z empfehlen?
Mit der Auswahl der richtigen Kanäle steht und fällt auch der Erfolg einer Employer-Branding-Kampagne, da manche Kanäle sehr zielgruppenspezifisch genutzt werden. Erst sollte daher definiert werden, wen die Kampagne ansprechen soll, dann erfolgen die Medienwahl und die Auswahl des Kanals. So präferieren junge Leute der Gen Z Visualisierungen und Videos, die auch per Smartphone zur Verfügung stehen, während reifere Zielgruppen immer noch ein Fan von klassischer Werbung sind, z.B. in Form von OOH-Kampagnen*. Nach wie vor wird die Gen Z jedoch in vielerlei Hinsicht unterschätzt, so ist diese Zielgruppe weniger „verspielt“ als noch die Vorgängergeneration. Sie möchte nicht mit vermeintlichen Stockbildern getäuscht werden, stattdessen präferiert sie authentische und faktenorientierte Einblicke ihres zukünftigen Arbeitgebers, die im besten Fall digital und als Bewegtbild erfolgen.

Die Gen Z gehört zu den Digital Natives und ist an eine Welt des schnellen Internets gewöhnt: wie wichtig sind in diesem Zusammenhang schnelle und effektive Recruitingprozesse und wie können diese konkret aussehen?
Die Gen Z ist es gewohnt, Inhalte auf dem Smartphone abzurufen und auch weiter zu bearbeiten. Demnach sollten Stellenanzeigen auf jeden Fall mobiloptimiert und das Bewerbungsverfahren direkt angebunden sein. Umso weniger Klicks für die Bewerbung nötig sind, desto eher wird das Angebot angenommen. Gern genutzt wird auch die Möglichkeit, das eigene Nutzerkonto aus sozialen oder beruflichen Netzwerken direkt mit dem Bewerbungsbutton zu verbinden.

Generell ist diese Generation sehr gut mit der Netz-Kommunikation vertraut und nimmt gerne Direktansprachen per Chat oder Videotelefonie an. In jedem Fall ist ein schnelles Feedback auf die Bewerbung wichtig. Umso persönlicher und authentischer die Kommunikation verläuft, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass der Cultural Fit von beiden Seiten schnell ausgemacht wird. Im besten Fall sitzen potentielle Fachkollegen beim Erstgespräch mit dabei.

Fettnäpfe im Recruiting der GenZ – diese bitte auslassen

Welche No Go’s sollten im Recruiting der Gen Z auf keinen Fall unterlaufen?
Mit der Einstellung „So haben wir bisher immer rekrutiert, also machen wir das so auch weiter“, werden Recruiter sehr bald an ihre Grenzen stoßen, vor allem wenn sie auf die Bedürfnisse der Gen Z nicht eingehen. So sollten sich Unternehmen in aller erster Linie über ihre Werte klar werden und diese offen und transparent kommunizieren. Geben sie aber kaum Informationen nach außen und versuchen stattdessen die Forderungsliste an den Bewerber zu verlängern, werden sie auf dem Bewerbermarkt den Kürzeren ziehen. Wie bereits gesagt: Ehrlichkeit, Transparenz, Authentizität sowie klare Angaben über Forderungen und das eigene Angebot sind das A und O. Ein absolutes No-Go daher: Schöne Floskeln ohne prüfbaren Boden. Ein weiteres No-Go: Sich mit der Rückmeldung zu viel Zeit lassen. Die junge Generation erwartet ein rasches Feedback nach Bewerbungseingang. Setzen Unternehmen auf die Geduld von jungen Bewerbern, so könnte das nach hinten losgehen. Denn sie sind agil, gut vernetzt und auf Zack, wenn es darum geht, sich mit einem Klick woanders zu bewerben.

Dorothee Reiser…
… ist seit 2018 als Managing Director für Personalwerk im Bereich Employer Branding tätig. Tagtäglich berät sie eine Vielzahl an Kunden und begleitet sie von der Erhebung und Entwicklung über die Aussteuerung bis zur strategischen Weiterentwicklung ihrer Arbeitgebermarke und HR-Kampagne. Eine zielgruppengerechte Ansprache ist in diesem Bereich sehr wichtig, um den Match zwischen Arbeitgebern und Kandidaten zu erreichen.

*Anmerkung der Redaktion: Die Abkürzung OOH steht für „Out-of-Home“ und ist mit dem Begriff der Außenwerbung gleichzusetzen. Unter Out-of-Home Werbung versteht man alle Werbemedien im öffentlichen Raum, wie Großflächenplakate, Superposter oder Ganzsäulen.