Personalmarketing bei der Polizei NRW: Podcast „Kommissar Danger“ feiert Erfolge

Die Polizei NRW geht in ihrem Personalmarketing ungewöhnliche Wege. Mit “Kommissar Danger” hat sie den bundesweit ersten Polizei-Podcast und eine gleichnamige YouTube-Serie an den Start gebracht. Radiomoderator Daniel Schlipf alias Daniel Danger trifft hier gemeinsam mit der Polizeibeamtin Michaela Laduch auf verschiedene Persönlichkeiten aus dem Einsatzgeschehen der Polizei NRW. Nicht die einzigen digitalen Formate, mit denen die Polizei NRW potenzielle Bewerber begeistert. Polizeihauptkommissar Julian Kösters betreut die Social Media Kanäle der Polizei NRW Karriere und gibt bei der Monster Insights Online Konferenz Einblicke, wie die Formate bei Talenten ankommen.

Das Interview führte Sonja Dietz

Inwiefern hat die Pandemie in Ihrem Personalmarketing den Weg frei gemacht für neue digitale und Social Media Projekte?
Eine hohe und nachhaltige Resonanz erhalten wir nach wie vor durch Werbemaßnahmen mit Direktkontakten. Dazu zählen Praktika, Messen, Berufsinformationsabende und auch Veranstaltungen. Einer der wichtigsten Bestandteile unserer Recruitingstrategie ist wegen der Pandemie weggebrochen, sodass wir dringend digitale Ausweichangebote generieren mussten. Werbemaßnahmen wie TikTok, WhatsApp, Podcast oder digitale Messen waren somit ein zwingender nächster Schritt, um die Aufmerksamkeit für den Polizeiberuf aufrecht zu erhalten. Und dies gelingt uns erfreulicherweise sehr gut. Unsere digitalen Angebote werden sehr gut angenommen, denn unsere Zielgruppe sind in großen Teilen junge Menschen, die sich völlig selbstverständlich in der digitalen Welt bewegen. Wir holen sie mit unseren digitalen Formaten da ab, wo sie sind.

Sie haben den extrem kreativen Podcast und YouTube-Serie „Kommisar Danger“ entwickelt. Erzählen Sie doch mal: Worum geht es dabei und an wen richtet er sich?
Bei beiden Formaten geben wir Einblicke in den Polizeiberuf. Wir wollen zeigen, wie vielseitig der Polizeiberuf und die Entwicklungsmöglichkeiten sind: welche Einsatzbereiche die Polizei NRW bietet, was Polizisten tun und wie man zu diesen Einsatzbereichen kommt. Durch die Installation von Daniel Schlipf, Radiomoderator 1Live und bekannt als „Daniel Danger“, haben wir bewusst einen „Nicht-Polizisten“ gewählt, um eine gewisse Identifikation mit den Zuhörerinnen und Zuhörern zu erreichen, die ja auch in der Regel keine Polizistinnen oder Polizisten sind. Ein weiterer Schwerpunkt lag bei den Formaten auf der Authentizität. Wir möchten die Polizeiarbeit genauso zeigen und präsentieren, wie sie wirklich ist. Deswegen sind die Gäste/Mitwirkende immer in dem Einsatzbereich tätig, über den gesprochen wird.

An welche Zielgruppe wenden Sie sich?
In erster Linie soll die YouTube-Serie und der Podcast potentielle Bewerbende ansprechen. Die YouTube Serie holt die Zielgruppe hierbei bereits etwas früher ab, wohingegen der Podcast sich an eine Zielgruppe wendet, die gedanklich etwas weiter sind. Durch die Möglichkeit einer ganzjährigen Bewerbung, gibt es Bewerbende, die unter Umständen knapp zwei Jahre bis zur Einstellung warten müssen. Auch für diese Zielgruppe verstehen wir den Podcast als eine Art „Bewerberbetreuung“, um die Vorfreunde und Spannung auf den Beruf aufrecht zu erhalten.

Eine weitere Abgrenzung des Podcasts zur YouTube-Serie sind die Folgen mit gesellschaftlichen Themen wie „Der Mensch dahinter“, „Frauen bei der Polizei“ oder auch „LGBTQIA+“. Mit tollen Gästen aus der Polizeiwelt konnten wir diese Themen in dem sich dafür perfekt eignenden Podcast einbringen und veröffentlichen. Darüber hinaus können wir hier auch den Menschen hinter der Uniform zeigen. Jede Polizistin, jeder Polizist ist selbstverständlich auch eine individuelle Person mit eigenen Ansichten, Lebensweise und Bedürfnissen. Das zu zeigen, kommt bei den jungen Menschen gut an.

 

 

Wie ist die Resonanz?
Mit den Reichweiten und Klickzahlen der beiden Formate sind wir sehr zufrieden. Die Formate werden gut angenommen. Der Markt scheint trotz immer mehr aufkommenden Podcasts nicht müde zu werden. Oft erreichen uns via Social Media Nachfragen, wann denn die nächste Folge veröffentlicht wird. Die YouTube-Serie als auch der Podcast werden verlängert und nehmen mindestens im nächsten Jahr einen weiteren Punkt in unserer Werbekonzeption ein. Der Podcast und die YouTube-Serie lassen sich natürlich auch wunderbar crossmedial einsetzen. Hier holen wir uns die Reaktionen durch Interaktionen der Follower ein.

Mit den Formaten „Kommissar Danger“ scheinen Sie nicht nur den Nerv Ihrer Zielgruppe zu treffen, sondern auch Ihre Kollegenschaft „abzuholen“.

Interessant ist, dass unser Protagonist Daniel bereits sehr oft aus den Reihen der Polizei unmittelbar angesprochen wurde, die ihm die Formate als „gut“ bescheinigt haben. Auch uns erreichen durchweg positive Resonanzen. Ich glaube, dass es die authentische Darstellung ist, die sowohl bei unserer Zielgruppe als auch innerhalb der Kollegenschaft einfach gut ankommt. Unsere Hoffnung ist, dass die jungen Menschen sich im besten Fall sagen, dass kann ich mir für mich auch vorstellen und die Kolleginnen und Kollegen: „Ja, das was da gezeigt wird, entspricht unserer Realität im Polizeialltag“ Am Ende haben wir ja alle das gleiche Ziel: Qualifiziertes Personal zu finden und einzustellen.

Und dann gibt es noch den digitale Girls-day – auch hier die Frage: Worum geht es dabei und an wen richtet er sich?
Am 22.04.2021 haben wir erstmals einen digitalen Girls Day angeboten, der sehr erfolgreich war. 1.000 Schülerinnen von weiterführenden Schulen haben daran teilgenommen! Die Polizei NRW ist landesweit seit vielen Jahren immer ein beliebtes Praktikumsangebot für Schülerinnen, um den Polizeiberuf besser kennen zu lernen. Vor Corona hat der Girlsday in den Polizeibehörden vor Ort stattgefunden. Die Platzierung der Polizei NRW als Arbeitgebermarke in den ersten Jahren der Berufsorientierung bei der Zielgruppe ist ein wichtiger Faktor für die spätere Bindung der Berufssuchenden und der darauffolgenden Generierung von Bewerbungen. Umso wichtiger war es, hierfür ein digitales Alternativangebot zu erstellen, um den Schülerinnen ganz konkrete Einblicke in die Polizeiarbeit zu geben.

Wie lief das Ganze denn ab?
Bei dem digitalen Girls Day der Polizei NRW haben -wie gesagt- 1.000 Schülerinnen über eine Webseite an einer virtuellen Tour in einem 360° Video teilgenommen. Im Video hatten sie die Möglichkeit, drei Einsatzbereiche der Polizei NRW kennenzulernen. Bei der interaktiven Tour konnten sie sich mit der Fliegerstaffel auf Personensuche begeben, mit der Kriminalpolizei einen Tatort nach Spuren absuchen und mit einem Streifenwagenteam einen Raub aufklären. Im weiteren Verlauf des digitalen Tages folgten noch Videos über das Duale Studium und ein Quiz. Am Ende hatten die Schülerinnen noch die Möglichkeit via Videokonferenz bei den Personalwerbern ihres Wohnortes Fragen zu stellen und erste Kontakte auszutauschen.

Damit aber noch nicht genug der Social Media Aktivitäten: Warum hat sich die Polizei NRW zusätzlich für einen TikTok Kanal entschieden?
Wenn man sich die letzten Jahre anschaut, inwieweit TikTok an Relevanz bei der Zielgruppe gewonnen hat, kommt man für die Nachwuchsgewinnung streng genommen nicht mehr an der Plattform vorbei. Zusätzlich wollten wir anlässlich der Pandemie mit unseren Botschaften, Verhaltensregeln und Motivationen noch mehr Menschen erreichen. Und insbesondere die Zielgruppe der Jugendlichen spielte hierbei eine große Rolle, wo wir wieder bei TikTok landen.

Erzählen Sie gerne mehr…
Personalwerbung ändert sich fortlaufend: Was früher funktioniert hat, kann morgen bereits veraltet sein. Es geht dabei nicht um „Hauptsache dabei“ oder „wir nehmen alles mit“, sondern vielmehr: Wo können wir uns als Polizei NRW gezielt vorstellen und seriös Aufmerksamkeit schaffen mit höchstmöglicher Schnittmenge von Zielgruppe und passenden Medium? Durch den vielfältigen Werbemix begleiten wir somit den potenziellen Bewerbenden auf lange Zeit, bis er sich im Optimalfall bei uns bewirbt. Polizei oder allgemein Unternehmen bei Tiktok waren zu Beginn neu, anders und somit interessant für die Community. Das hat sich auch bei dem rasanten Anstieg der Followerzahlen insbesondere am Anfang gezeigt.

Welche Erfolge konnten Sie bislang feiern?
Ich glaube, die entscheidende Maßgabe ist und bleibt die Einstellungszahl der ausgeschriebenen Stellen. Und hier können wir erfreulicherweise berichten, dass wir trotz steigendem Einstellungsbedarf in den letzten Jahren weiterhin alle Stellen zu 100 Prozent besetzen konnten. Seit sechs Jahren setzen wir in der Nachwuchsgewinnung gezielt und vermehrt Social Media ein, was mitunter ein großer Faktor darstellt, dass wir diese 100 Prozent erreicht haben. Viel mehr noch: Wir konnten die Bewerbungszahlen nahezu jedes Jahr steigern. Erst 2020/2021 haben wir mit über 11.800 Bewerbungen einen neuen Rekord erreicht. Darüber hinaus stehen wir mit den Messenger Diensten der verschiedenen Kanäle im stetigen Austausch mit Bewerbenden, was uns zeigt, dass sich die Kanäle etabliert haben und angenommen werden.

Julian Kösters…
ist Polizeihauptkommissar, 36 Jahre alt und seit 2004 bei der Polizei Nordrhein-Westfalen im Einsatz. Zunächst war er im Wach- und Wechseldienst tätig, von 2012-2015 dann als Ausbilder bis heute in landeszentralen Personalwerbung. Hier betreut er die Social Media Kanäle der Polizei NRW für den Karriere-Bereich, ist verantwortlich für die Bewegtbildproduktion und als Produzent für den Podcast und YouTube Serie „Kommissar Danger“ zuständig. Dazu führt er für die Polizei NRW digitale Messen durch und betreut Corporate Influencer.