Remote Recruiting im Realitäts-Check
Remote Recruiting, das bedeutet nichts anderes, als Talente ausschließlich über digitale Wege zu rekrutieren. Die Bedeutung ist größer denn je. Aber wie gut sind Recruiter aufgestellt? Wir haben den Realitäts-Check gemacht.
Von Sonja Dietz
Remote Recruiting im Jahr 2030? Läuft!
Hätte die Corona-Pandemie in zehn Jahren stattgefunden, Unternehmen wären in Sachen Remote Recruiting vermutlich gut gerüstet gewesen. Denn bis zum Jahr 2030 wollen neun von zehn Unternehmen ihr Recruiting digital hochrüsten. Heute können allerdings nur vier von zehn Arbeitgeber behaupten, dass sie in digitaler Hinsicht auf der Höhe der Zeit sind. Das ist eines der Ergebnisse der Studie Recruiting Trends, die Monster jährlich mit der Uni Bamberg durchführt.
Dabei wäre ein höherer Digitalisierungsgrad im Recruiting gerade jetzt wichtig. Denn es könnte noch ein wenig dauern, bis Recruiter wieder aus dem Home-Office zurückkehren. Zwar fährt die Wirtschaft aktuell wieder hoch. Aber nur unter der Prämisse, dass weiterhin von zuhause aus gearbeitet wird, wo möglich. Gerade beim Remote Recruiting sind passgenaue Tools Gold wert. Sie sind darauf ausgelegt, die Effizienz in der Personalbeschaffung zu erhöhen. Allerdings verfügen nur die wenigsten Recruiter über die passende Technik. Unser Realitäts-Check fiel daher leider ein bisschen ernüchternd aus.
1. Digitalisierung ist bei der Schaltung von Stellenanzeigen am weitesten fortgeschritten
Am weitesten fortgeschritten ist die Digitalisierung bei der Schaltung von Stellenanzeigen. Hier setzen im Durchschnitt 36,8 Prozent der Recruiter auf einen hohen Digitalisierungsgrad. Personalsuchende nutzen zur Online-Schaltung meist ein fertiges Design-Template für ihre Stellenanzeige, das mit wenigen Handgriffen auf die Corporate Identity des eigenen Unternehmens angepasst werden kann. Auch Fotos, Videos und ansprechende sowie individuelle Texte können eingefügt und danach auf einem Stellenportal geschaltet werden.
Monster unterstützt Recruiter gerne dabei, die Stellenanzeige außerdem reichweitenstark auf Facebook, Instagram und Twitter zu platzieren. Zusätzliche Aufmerksamkeit erfährt die Stellenanzeige, wenn sie außerdem in dem Werbenetzwerk von Google geschaltet wird: Das können Newsseiten, Blogs oder auch Produktseiten sein. Auch hierbei helfen wir gerne.
2. Job-Recommender nicht allzu weit verbreitet
Weniger verbreitet im Recruiting sind hingegen Job-Recommender Systeme, die Kandidaten automatisch Jobs vorschlagen. Da Job- und Absolventenmessen bis auf weiteres abgesagt sind, bieten Job-Recommender eine gute Möglichkeit, dennoch mit Kandidaten in Kontakt zu kommen. Aktuell bietet allerdings nur jedes zehnte Unternehmen einen Job-Recommender an.
Allerdings gehen acht von zehn Unternehmen davon aus, dass Job-Recommender in Zukunft immer häufiger zum Einsatz kommen werden. Gut so! Denn immerhin finden sechs von zehn Kandidaten die Tools gut und würden sich gerne in Zukunft relevante Stellen automatisiert vorgeschlagen lassen.
3. Talent-Recommender helfen, Recruiter und Kandidaten zusammen zu bringen
Wie sieht es mit Talent-Recommendern aus? Diese sind darauf ausgelegt, Unternehmen Kandidaten automatisiert vorzuschlagen. Das Prinzip: Der Recruiter definiert die Skills, nach denen er sucht und der Recommender scannt automatisch öffentliche Online-Quellen nach passenden Kandidaten. Diese können dann kontaktiert werden. Active Sourcing im Netz bietet ebenfalls eine gute Alternative zur Direktansprache bei Präsenzveranstaltungen.
In der Studie Recruiting Trends heißt es dazu allerdings: „Seit drei Jahren sagt die Hälfte der Top-1.000-Unternehmen (zwar), dass Talent-Recommender das Active Sourcing vereinfachen könnten.“ Trotz dieser sehr positiven Einschätzung nutzt jedoch keines der teilnehmenden Unternehmen ein solches System.
4. Digitale Auswahlsysteme: Automatische Bewerberauswahl
Auch digitale Auswahlsysteme sind laut der Studie Recruiting Trends nicht allzu weit verbreitet. Diese prüfen nach einem Bewerbungseingang, wie gut ein Bewerber und eine ausgeschriebene Stelle zueinander passen. Die Ergebnisse können für das ganze Recruiting-Team freigeschaltet werden.
Sechs von zehn Top-1.000-Unternehmen finden Systeme zur automatisierten Vorauswahl auch richtig gut. Denn sie beschleunigen die Bewerbervorauswahl gerade dann, wenn man nicht am gleichen Standort sitzt, erheblich: Sie machen nämlich manches Meeting überflüssig. Tatsächlich genutzt werden die Tools aber nur von etwa jedem zehnten Unternehmen.
Fazit: Im Remote Recruiting besteht Nachholbedarf
Die Studie Recruiting Trends legt nahe: In Sachen Remote Recruiting sind Unternehmen derzeit in vielen Bereichen nicht gut aufgestellt. Doch es lohnt sich, in die Tools zu investieren. Denn Bewerbungsveranstaltungen fallen auf absehbare Zeit aus und Unternehmen brauchen alternative Modelle der Kandidatenansprache.
Auch werden viele Betriebe weiterhin auf Home-Office setzen, was direkte Absprachen in Recruiting-Teams erschwert. Also werden Unternehmen schnellstens neue Wege in der Personalbeschaffung beschreiten müssen. Digitale Wege.